Wie selig war er doch in seinem Zimmer in einem lieblichen Holzhaus am Stadtrand von Graz. Das Haus stand inmitten eines großen Gartens, in dem sich allerlei Sträucher und einige Bäume befanden. Seine Hausfrau vermietete im Obergeschoss drei Zimmer. Sie war zwar nett zu ihm, aber mehr als nur sparsam und so achtete sie in der kalten Jahreszeit streng darauf, dass er nur ja nicht zu oft und zu lange seinen Heizstrahler im sonst unbeheizten Zimmer eingeschaltet ließ. "Wenn dir kalt ist, dann kannst du ja zu uns in die Küche kommen", pflegte sie stets zu sagen. Da verzog er sich lieber zu Freunden oder in irgendeine Kneipe, als bei der Hausfrau in der Küche oder in seinem kalten Zimmer zu hocken.
Manchmal blieb er aber ganz bewusst in seinem Zimmer und an diesen Tagen wurde ihm auch ohne Heizung warm, konnte er sich doch an den Geschehnissen im Nachbarzimmer erwärmen, das zwei Männer, ein Aufzugmonteur und ein Eisenbahnschaffner, bewohnten.
Der Monteur hatte ein Hobby - einen alten Fiat Topolino. An dem bastelte er beinahe täglich herum und nichts anderes schien ihn zu interessieren. Der Schaffner hatte auch ein Hobby: Nicht grün mit vier Rädern und aus Blech wie der Topolino seines Zimmerkollegen, sondern blond, schwarz oder braun, meist graziös und mit schwingenden Hüften, und von beinahe jeder Dienstfahrt kehrte er mit einer anderen Gespielin der Lust Hand in Hand zurück in seine Behausung.
Das Zimmer unseres Jünglings, von dem hier die Rede ist und das der beiden Männer trennte nur eine dünne Wand und so hörte er das Lachen der Mädchen, das Knarren des Bettes, das Stöhnen der Beglückten und den Brunftschrei des Schaffners, der mitunter wie ein Hirsch in den dunkelsten Wäldern im September röhrte. Weil die Schlösser der alten Türen mit riesigen Löchern versehen waren, konnte er nicht anders, er schlich auf den Gang hinaus und verfolgte, ein Auge fest ans Schlüsselloch gepresst mit klopfendem Herzen das Treiben in diesem Liebesnest. Strahler brauchte er danach keinen mehr anzudrehen.
Es war Mai geworden und die Bäume blühten wunderschön. Herrlich warm waren bereits die Tage und auch die Abende sollten für unseren jungen Mann schon sehr bald ihre Kühle verlieren. Wenn er aus dem Fenster seines Zimmers schaute, dann sah er nicht nur eine riesige Fichte am Gartenrand in die Luft ragen, auf der sich stets allerlei Vögel tummelten und manchmal sogar ein Eichhörnchen im Geäst herumturnte, er sah auch noch etwas anderes.
In einiger Entfernung stand ein einstöckiges Wohnhaus und eine Fensterfront zeigte direkt zu ihm hin. An den Abenden waren die Fenster zumeist mit Vorhängen verdeckt, so dass er nicht sehen konnte, was sich dahinter verbarg. Doch irgendwann öffnete sich einer der Vorhänge, das Fenster ging auf und ein blondgelocktes Mädchen lehnte sich ans Fensterbrett und blickte heraus. Er lehnte sich ebenfalls aus seinem Fenster - ein erstes Lächeln auf beiden Seiten. Dann wurde es dunkel und der Mond warf sein Licht auf die Landschaft. Es war Zeit, sich zu Bett zu begeben. Sowohl für die Maid als auch für ihn. Und siehe da: Beide hatten sie wohl die gleichen Gedanken, denn beide zogen die Vorhänge ihrer Fenster nicht ganz zu, während sie sich ihrer Kleider entledigten. Sie schlüpfte in ihr Nachthemd, lehnte sich nochmals ans Fenster und tat so, als würde sie ihn nicht sehen. Was er jedoch sehen konnte: Hinter ihrem Hemdchen schienen sich zwei besonders schöne Stücke zu verbergen. Das sah er an den Ausbuchtungen. So ging dieses Spiel einige Tage vor sich.
Eines Tages fasste er den Entschluss, sie anzusprechen und es überraschte ihn nicht, dass sie ihn anlächelte, als er ihr den Vorschlag machte, mit ihm ins Kino zu fahren. Auf seinem Moped. Da hatte er eine Sitzbank, auf der sie wunderbar Platz hatte. Eng an ihn geschmiegt fuhren sie los und er genoss ihre zarten Knospen an seinem Rücken, die er deutlich spürte, als sie durch die Gegend brausten.
Vermutlich ging es ihr wie ihm und beide konnten sie es kaum erwarten, endlich in der schützenden Dunkelheit des Kinos zu sitzen, wo sie sich weniger mit dem Film als vielmehr mit dem persönlichen Näherkommen beschäftigten. Sein Kopf war heiß und es trieb ihm den Schweiß aus den Poren, so erotisch strahlte seine Sitznachbarin. Und später, als der Film aus war, da hatten seine Finger diesen köstlichen Geruch an sich - wohlduftender als jedes Parfum. Doch zu mehr ließ es seine Freundin vorerst nicht kommen. Sie war äußerst gut erzogen und so musste er sich danach auf seinem Zimmer selbst helfen ...
Doch die Natur verlangte auch von den beiden, was sie wohl von allen Menschenkindern verlangt, die wie die Äpfel zum Vernaschen heranreifen, und der Appetit der beiden Jugendlichen nach sinnlich-erotischem Geschehen nahm beinahe täglich zu.
***
Es war ein lauer Frühlings-Abend und die Sonne sandte ihre letzten Strahlen zu ihnen herab, doch nicht nur deswegen spürte er diese wunderbare Wärme in sich aufsteigen, als er Hand in Hand mit diesem erotisch strahlendem Wesen dem Waldrand zustrebte. Sein Herz pochte und ebenso erging es wohl ihr. Sie setzten sich in die Wiese, schauten einander tief in die Augen, bevor sich ihre Lippen fanden. Irgendwie dröhnte und rauschte es in ihm, als seine Finger die Knöpfe ihrer Bluse öffneten. Wenig später erhoben sie sich. Zog er sie oder schob eher sie ihn hinein in den schützenden Tann mit dem moosigen Boden ...?