7. Gebot: Du sollst tolerant sein - zu dir selbst und zu deiner Umwelt!
Damit
sind wir bei einer für mich ebenso wichtigen Sache angelangt, wenn wir
nicht allzu schnell altern und auch besser aussehen wollen.
Betrachten
wir dazu die uns umgebenden Mitmenschen, ihre Augen, ihre Gesichtszüge,
ihre Körperhaltung. Auch Laien werden instinktiv erkennen, wie es um
den oder die steht, ob eher Sorgen, Probleme, Ärger, Leid und Not und
die sich in unseren Breiten immer stärker ausbreitende "Epidemie" der
Unzufriedenheit sich aus der uns gegenüberstehenden Person ablesen
lässt oder ob Frohsinn, Ruhe und Gelassenheit von solchen Menschen
ausgeht. Dazu brauchen sie nicht einmal den Mund aufzumachen, das merkt
und spürt man irgendwie.
Bei meinen Überlegungen zu diesem
Thema denke ich an die weißen Nashörner, die nach und nach aussterben.
Ganz so schlimm steht es um die Glücklichen oder zumindest Zufriedenen
in unseren Breiten noch nicht. Es gibt sie noch. Unter hundert
bestenfalls eine Handvoll, doch der Großteil kämpft sich eher durch
sein Dasein, als dass er oder sie fröhlich und beschwingt durchs Leben
gleitet. Wenn allerdings so viele Unzufriedene unter uns leben, dann
müssten nach meiner Theorie die Menschen bisweilen schrecklich
aussehen, sofern sich diese Unzufriedenheit in den Gesichtern ablesen
ließe. Doch der Mensch weiß sich auch da zu helfen, wenn es darum geht,
mit "Masken" durch die Gegend zu laufen, Probleme, Sorgen, Ärger und
Miss-Stimmungen zu übertünchen und das damit verbundene vorschnelle
Altern mit Hilfe aller möglichen Eingriffe zu verdrängen.
Stark im Kommen ist die Schönheitschirurgie. Da wird geschnitten und
gespritzt, da werden aus Gesichtern Fratzen und aus Fratzen wieder
Gesichter produziert. Im ersteren Fall dann, wenn eine Operation
danebengeht und ein vorher relativ normales Gesicht danach in etwa so
aussieht wie eine Plastikblume, wenn man dazu den Vergleich mit einer
echten hernimmt. Doch auch das Gegenteil ist der Fall. Aus einer eher
abstoßenden Entstellung der Natur wird durch einen chirurgischen
Eingriff manchmal wieder ein durchaus anschauliches Objekt. Ohren
werden vergrößert oder verkleinert, eine allzu große Nase wird
abgetragen oder eine verbogene gerade gestellt und Lippen, vorher wie
unscheinbare Striche im ausdrucksschwachen Gesicht kaum wahrzunehmen,
drängen sich nach dem Eingriff wulstig nach vor.
Aber auch den durch
die Lebensumstände in die Gesichter eingekerbten Falten als Zeugen der
Sorge und des Grams und dem Ausdruck der nachlassenden Spannkraft in
uns wird manchmal kräftig zu Leibe gerückt. Dabei wird vor allem bei
Menschen, die sich das finanziell leisten können, bereits vermehrt die
Spritze angesetzt und weg sind sie. Besser scheint mir eine Prophylaxe
zu sein, um zu viele Falten erst gar nicht entstehen zu lassen oder
zumindest nur in einer Form, die unserem Gesicht erst jenen Ausdruck
verleiht, den wir mit markant bezeichnen können. Ein faltenloses
Gesicht eines über 50-Jährigen wird uns irgendwie künstlich vorkommen,
wenn nicht sogar befremdend auf uns wirken - ähnlich einer Burg, wenn
sie, anstatt von Mauern, von Plastikzäunen umgeben ist.
Zu
viele Gedanken zu diesem Thema will ich hier nicht verschwenden und es
geht mir dabei so, wie wenn ich die vermehrt aus dem Boden schießenden
Lärmschutzwälle an den Autobahnen sehe. Grässliche Dinger, und schon
sehr bald werden wir nicht nur auf Betonklötzen dahinfahren, sehr bald
werden wir auch wie in Plastikröhren unsere Fahrten absolvieren müssen.
Nur noch Blech, Beton und Plastik, so weit das Auge reicht. Auch
der Blick zum Himmel wird bestenfalls Cabrio-Fahrern möglich sein,
sofern sie das Dach weggeklappt haben und sie sich nicht in einem
Tunnel dahinbewegen.
Autobahnen sind etwas Angenehmes und vielleicht
auch Nützliches, wenn wir uns mit ihrer Hilfe schnell und bequem von
einem Ort zum anderen bewegen können. Aber wir kennen auch die andere
Seite: Beton und Stahl ziehen eine tiefe Furche durch die Natur, es
gibt Staus mit oft stundenlangem Warten, Blockaden, Horrorunfälle, Lärm
und Gestank. Und jetzt auch noch diese links und rechts in die Luft
ragenden Ungeheuer der Lärmschutzwälle, wo doch das Grün an den
Mittelstreifen und dazu der eine oder andere Blick in die "vorbeifliegende" Landschaft noch das Erfreulichste bei so einem
Dahinbrausen war.
Eigentlich wollte ich in diesem Kapitel ja
von Toleranz sprechen und vielleicht sollte ich auch bei diesen vorhin
beschriebenen Dingen toleranter denken.
Dennoch will ich noch einige in
mir hochsteigende Gedanken zu Künstlichem hier abgeben, denn auch im
Fall des Alterns ist die Medizin drauf und dran, Abhilfe zu schaffen,
um diesen Vorgang nicht allzu schnell an uns herankommen zu lassen.
Manchmal scheint es bereits, als ob wir munter drauflos leben,
schlemmen, uns die Nächte um die Ohren schlagen und uns mit Hilfe von
Drogen und Alkohol in Zustände des Rausches und der sinnlichen Genüsse
begeben könnten, ohne damit echt Schaden zu nehmen - sofern wir am
nächsten Morgen oder besser noch nach dem Nachhause-Kommen zu ein,
zwei, drei oder mehreren Tabletten greifen, um damit diesen
Ausschweifungen entgegenzuwirken und eventuellen Kopfschmerzen,
Müdigkeit und Unlustgefühlen mit Hilfe von Medikamenten die Stirn zu
bieten.
Dennoch werden solch übermäßige Ausschweifungen ihre Spuren
hinterlassen, denn Schmerbäuche, schwappende Hüften und freudlos an uns
hängende Riesenärsche lassen sich noch immer nicht mit Pillen
wegretuschieren und auch von Rauch und Teer geschwärzte Lungen nicht
mittels einer Tablette reinfegen wie ein besudelter Küchenboden mit
Hilfe eines Aufwischlappens; von Lärm strapazierte Gehörorgane nicht
medikamentös wieder uneingeschränkt funktionsfähig machen, wie wir das
vielleicht bei einem knarrenden Lautsprecher durchaus zuwege bringen
könnten. Und, um bei dieser wenig erfreulichen Sache zu einem Ende zu
kommen, auch "kranke" Gehirne und überstrapazierte Seelen werden sich
ganz bestimmt nicht nach dem Auflösen einer Brausetablette in einem
Glas Wasser und dem Hinunterschlucken dieser Mixtur in den Zustand
ihrer einstigen Natürlichkeit zurückbegeben.
Und doch scheint es
gewisse Hilfen in diesen Bereichen zu geben und die Menschen sehnen den
Tag herbei, an dem die Wunderpille erfunden wird, die das Altern
vergessen lässt und wo das Einnehmen einer oder mehrerer Pillen täglich
genügt, um jung, leistungsfähig und gesund zu bleiben. Anti-Aging in
Reinkultur! Wunderbar.
Sind das womöglich alles nur Träume, wie Vorkommnisse
in Filmen mit Science-Fiction-Charakter? Irgendwann könnte es tatsächlich gelingen einen solchen Stoff zu finden, wenn man bedenkt, was Menschen
bereits alles gelungen ist. Und doch - ein bisschen dürfte das Erreichen von
ewigem Jungsein wohl noch auf sich warten lassen. Vermute ich zumindest.
Verlassen
wir die Wege des Künstlichen und betreten wir wieder die natürlichen
Pfade unseres Daseins. Kehren wir zurück zum angesprochenen Thema der
Toleranz, weil Toleranz für mich eine natürliche Pille ist, die uns die
Haupt-Verursacher für vorschnelles Altern vom Leib halten kann und
diese alt-Macher kennen wir bereits zur Genüge: Überforderung, Ärger,
Unzufriedenheit und vielfach auch kraftraubende Vergnügungssucht,
verbunden mit einem ausschweifenden Lebensstil.
Wobei Vergnügungen an
und für sich etwas Wunderschönes sind und ein beschwingtes Dasein sich
durchaus erfreulich auf unser Wesen und unser Aussehen auswirken wird.
Vergleichen wir Vergnügungen mit dem Schwimmen im Meer oder in einem
See - zumeist sind sie eine wahre Labsal für Leib und Seele,
erfrischend und kräftigend, sofern wir das Schwimmen ebenso gut
beherrschen wie vielleicht das Radfahren. Sollten wir uns allerdings zu
weit hinausgewagt haben, das Wasser mit einem Mal zu unruhig und die
zurückzulegende Strecke zu groß sein, dann könnten sich diese positiven
Eigenschaften sehr schnell ins Gegenteil verwandeln und im schlimmsten
Fall in einen Kampf auf Leben und Tod ausarten. So ähnlich sehe ich das
mit den Vergnügungen, wenn diese zur Sucht werden und uns allmählich
die Kräfte rauben.
Zur Überforderung hab ich ja bereits meine
Meinung abgegeben und auch zur Unzufriedenheit. Bleibt der Ärger als
einer der Hauptverursacher eines raschen Alterns. Und sehr oft ist
dieser Ärger verbunden mit einer guten Bekannten, die ihm in vielen
Fällen erst so richtig zum Aufblühen verhilft: der Intoleranz.
Doch es
ist nicht leicht, tolerant zu sein, weil es unzählige Begebenheiten
gibt, die zumindest ein inneres Kopfschütteln bei uns erzeugen - was
vielfach das Verhalten anderer betrifft, ihr Aussehen, ihr Benehmen,
ihre Art zu leben.
Tolerant zu sein heißt für mich, alles Herankommende
gelassener hinzunehmen, vor allem jedoch jene Dinge, mit denen wir
täglich konfrontiert werden und die im Fall einer niedrigen
Toleranzschwelle Gefühle von Ärger in uns auslösen.
Ein wunderbares
Beispiel bietet sich da beim Autofahren an. Intolerante Fahrer werden
vermutlich schon bei kurzen Fahrten in den zweifelhaften Genuss des
Sich-Ärgerns kommen, gibt es doch zig Begebenheiten, die Ärger mit sich
bringen können. Da rast einer an uns vorbei und schneidet frech vor
unserer Nase herein, ein anderer nimmt uns beim Kreisverkehr den
Vorrang, dann wiederum schleichen welche elendiglich vor uns dahin oder
es blinkt uns ein Drängler an und fährt so weit auf, dass wir meinen,
er würde mit seiner Schnauze bereits in unserem Kofferraum gelandet
sein.
Es gibt bestimmt noch viele Beispiele, wo es uns ärgerlich
aufstößt, wenn wir eine niedere Reizschwelle, verbunden mit wenig
Toleranz, in uns angesiedelt haben. Andererseits werden uns solche
alltäglichen Begebenheiten auf den Straßen kaum ärgern, wenn wir
gelernt haben, auch unangenehme Dinge gelassener an uns herankommen zu
lassen. Das gilt für alle Bereiche unseres Lebens. Allein im Beruf oder
andererseits im privaten Dasein wird es nur so wimmeln vor
Möglichkeiten, sich zu ärgern - oder bei einer höheren Toleranzschwelle
eher über den Dingen stehend über so manchen Vorfall zu lächeln.
Beispiele dazu kann sich jeder selbst an die Tafel malen. Ein Einziges
möchte ich aber doch noch anführen, weil es mir wert zu sein scheint,
darüber zu sprechen, und weil es tatsächlich in hohem Sinne den Geist
wirklicher Toleranz aufzeigt.
Immer öfter rumpeln Ehen
auseinander. Ob dies gut ist, das kann und will ich nicht beurteilen.
Für manch eine Partnerschaft scheint das aber der Fall zu sein,
bedeutet eine Trennung doch vielfach so etwas wie eine Loslösung von
Ketten und eine Chance, Neues kennenzulernen und damit vielleicht auch
eine neue Art von Lebensfreude an sich heranzulassen. Nicht immer also
sollte man diese immer stärker um sich greifende Lebensbetrachtung
verteufeln.
Für mich ist das so ähnlich, wie wenn eine Kuh im Stall ihr
Dasein lebt, um nicht zu sagen fristet. Vielleicht gefällt es ihr ja
ganz gut in ihrem Stall, zumindest ist das nicht ganz auszuschließen.
Unsere Kuh ist angehängt an eine Kette, liefert dem Bauern täglich brav
die Milch ab und saftige Wiesen sieht sie bestenfalls beim Schauen
durchs Stallfenster. Ob sie sich dabei wohl fühlt? Das könnte durchaus
sein, vor allem, wenn sie nie anderes kennen gelernt hat. Vielleicht
ist sie aber doch in ihrer Jugend und vor ihrem nun eintönigen
Stall-Dasein manchmal mit erhobenem Schwanz fröhlich muhend auf
irgendwelchen Wiesen herumgesprungen und vielleicht verspürt sie
deshalb manchmal Sehnsucht nach solchem Tun.
Wer mit der Kuh gemeint
ist, ist unschwer zu erraten, und so manches sich im Ehejoch befindende
Wesen ist einst herrlich frei durch sein oder ihr Dasein gehüpft, bevor
man sich gegenseitig und folgenschwer die Ringe an die Finger steckte.
Was das mit unserem Thema Toleranz zu tun hat, will ich hier gedanklich festhalten.
Viele Ehen scheitern in unseren vom
Wohlstand überhäuften Breiten. Vielleicht deshalb, weil viele von uns
womöglich mit der falschen Einstellung in die Ehe gehen, dass wir mit
der Unterschrift auf dem Ehevertrag nicht nur einen Teil der
materiellen Güter unseres Partners erwerben, sondern damit gleichzeitig
auch der Partner zu unserem persönlichen Besitz wird. Auch, wenn wir
diesen Gedanken ganz sicher bestreiten würden, sofern man unsere
Meinung zu dieser Angelegenheit wissen möchte.
Vielleicht sollten wir
uns fragen, warum lose Lebens-Gemeinschaften oftmals besser und länger
halten als durch Verträge fixierte Partnerschaften. Kann es sein, dass
viele von uns nach Jahren des Zusammenseins ganz einfach den Gedanken
nur schwer verkraften können, für den Rest ihres Lebens im Ehekäfig zu
sitzen und dass uns damit so gut wie alle erotisch nahen Verbindungen
hin zum anderen Geschlecht für alle Zeit, rein rechtlich gesehen und
auch moralisch von uns verlangt, verwehrt werden? Wäre es nicht auch
ein schrecklicher Gedanke, wenn wir jahraus, jahrein womöglich immer
das total Gleiche in unserem Berufsleben verrichten müssten, ohne
Chance, da jemals wieder etwas verändern zu können?
Menschen kann man
nicht besitzen, sich höchstens an ihnen erfreuen, so lange, wie sie uns
ihre Zuneigung schenken. Ein guter Schuss an Toleranz - auch was das
Verhalten unseres Partners dem anderen Geschlecht gegenüber betrifft -
könnte diese Zeit womöglich wesentlich verlängern.
Tolerant
sollten wir aber nicht nur zu unserem Lebenspartner, zu unserem
Nachwuchs, zu unseren Mitmenschen beruflich und privat sein - tolerant
sollten wir uns auch unserer Umwelt gegenüber verhalten. Damit meine
ich auch die Pflanzen, die Tiere (nicht nur die Haustiere) und all das,
mit dem wir in unserem Leben zu tun haben. Anstatt jede Spinne sofort
mit einem Tritt zu zerquetschen, könnten wir uns vielleicht fragen,
warum sie auf diesem Planeten angesiedelt ist und wozu Spinnen
womöglich sogar von Nutzen sind.
Das gilt nicht nur für Spinnen, das
gilt für alle Lebewesen, und ein bisschen Toleranz und ein wenig
Verständnis auch für die Lage solcher Wesen könnte durchaus von Nutzen
vor allem für unsere Seele und für unser Wohlbefinden ganz allgemein
sein. Wer jede Blume abreißt, wer die Umwelt bewusst verschmutzt, die
herrlichsten Naturlandschaften zubetoniert, das Grundwasser verseucht
oder den Lebensraum anderer Erdenbewohner zerstört - so ein Mensch
handelt keinesfalls tolerant und wird sich auch keinesfalls wohl in
seiner Haut fühlen.
Versuchen wir, trotz aller unserer Fehler, mehr
Verständnis nicht nur für uns selbst, sondern ganz gezielt auch für unsere Umwelt aufzubringen!
Eine solche Grundeinstellung könnte ein echter Balsam für unsere Seele sein, uns nicht nur mit mehr
Lebensfreude erfüllen, sondern uns auch zu einem besseren Aussehen
verhelfen und schlussendlich und nicht zur zur eigenen Freude das eine oder andere Lächeln auf unser
Gesicht zaubern.