Vermutlich werde ich mehrere Zeilen benötigen, um zumindest einige meiner Gedanken dazu hinzuschreiben. Es sind meine ganz persönlichen Gedanken dazu und ich erhebe keinesfalls den Anspruch, dass sie mit den Gedanken anderer konform gehen. Das gilt schlechthin für alle meine Gedankengänge.
Keiner von ungefähr 6,5 Milliarden Menschen auf diesem Planeten wird exakt die gleichen Gedanken, Ansichten und Einsichten in sich tragen und sogar eineiige Zwillinge werden sich zwar zum Verwechseln ähnlich schauen, doch ihre Gedankenwelt wird dennoch grundverschieden sein. Weil Gedanken nicht von den Genen bestimmt werden, sondern allein vom Erlebten und all dem, was damit zusammenhängt. Und es ist wunderschön, dass es diese Vielfalt der Meinungen und Ansichten zu diesem oder jenem Thema gibt.
Ganz zuerst: Lässt sich der Name Ehe vielleicht von folgendem Spruch ableiten: "Ehe sie sich noch richtig besannen, standen sie bereits vor dem Standesamt." Was mir noch einige Sorgen bereitet: Warum ist dieser Name, den wir für so eine Verbindung benützen derart kurz, wo sich doch Paare nicht nur für eine Woche, einige Monate oder ein, zwei Jahre zu binden versuchen, sondern dieses Bündnis womöglich ein ganzes langes Leben halten sollte. Ist die Kürze des Wortes ein Zufall, der nichts mit der Länge und Haltbarkeit einer solchen Verbindung zu tun hat oder wird diese Kürze immer mehr der Zeitspanne gerecht, die so manche Ehe in unserer wohlstandsorientierten westlichen Welt in letzter Zeit tatsächlich hält?
Momentan halten wir bei etwa 50 Prozent Scheidungen. Für die Zukunft ist zu befürchten, dass die Ehen zwar auch noch halten. Ein, zwei, drei Jahre vielleicht oder im besten Fall zehn. Manchmal werden die beiden Angetrauten tatsächlich durchhalten. Doch das wird womöglich ebenso selten zu beobachten sein wie Albinos in der Tierwelt anzutreffen sind, wenn der Trend anhält und die Menschen auf dieser Welle der Selbstverwirklichung weiter in diesem Tempo dahinschweben.
Gern würde ich mich irren! Weil Trennungen mit Ehe-Charakter nur höchst selten zu den positiven Ereignissen in einem Menschenleben zu zählen sind. Wenden wir uns dem ersten Spruch zu. "Ehe sie sich noch recht besonnen hatten, standen sie schon vor dem Standesamt." Oder besser gesagt, vor dem Standesbeamten, steckten sich die Ringe an die Finger und setzten ihre Unterschriften unter den Vertrag. Etliche dieser Ehe-Begeisterten schwören sich noch dazu feierlich in Kirchen ewige Treue und nur der Tod sollte sie trennen können. Frohen Herzens wird geküsst, umarmt und auf ein Leben zu zweit angestoßen. Mit Trauzeugen, Eltern, Verwandten und Freunden. Ein Tag, wie er schöner kaum sein kann!
Ehen werden im Himmel geschlossen, hört man nicht selten. Aber was ist das für eine Art von Himmel, der nicht darauf achtet, dass dieses Glück auch anhält, sondern es immer wieder vergehen lässt, ganz so wie ein Bachbett im Herbst allmählich austrocknet, weil die Wassermassen des Frühjahrs und vielleicht auch noch der eine oder andere Regenguss des Sommers abhanden gekommen sind? Doch noch schafft es zumindest die Hälfte, sich gemeinsam vorwärts zu kämpfen und das Wasser reicht aus, um über den Herbst zu kommen, und sogar im Winter dringt dieses Nass irgendwie durch die oft kalten Tage und Nächte und rinnt mit den letzten Tropfen übers Eis, ohne endgültig zuzufrieren.
Es ist wirklich wunderschön, eine "Goldene" miterleben zu können. Die beiden gemeinsam durchs Leben Wandelnden sind tatsächlich beinahe eins geworden. Ganz wie am Beginn ihrer Liebe. Waren es früher ihre Körper, die ineinander verschmolzen, so ist es jetzt oftmals der Geist, der die Alten verbindet, und oft sehen sich die zwei sogar irgendwie ähnlich, wenn sie fünfzig Jahre miteinander des Weges geschritten sind. Doch die äußere Ähnlichkeit wird noch bei weitem von der inneren übertroffen. Sie denken, reden und handeln gemeinsam. Und wenn sie ganz wunderbar miteinander harmonieren, dann geschieht Folgendes: Sie spricht und er nickt ...
Was fällt mir zur Auswahl des richtigen Ehepartners ein?
Ausgesucht wird vornehmlich mit dem Auge. Was rein vom Äußeren her gefällt, das wird vorgezogen. Aber was mir gefällt, das gefällt auch anderen. Das muss zwar nicht sein, ist aber sehr wahrscheinlich. Das ist der Haken an der Sache, wenn man sich für einen attraktiven Partner entscheidet. Je strahlender die Erscheinung, desto eher die Gefahr, ihn zu verlieren. Das gilt für Männer ebenso wie für Frauen. Eine hübsche Erscheinung ist täglich "Angriffen" von außen ausgesetzt, ob im Berufsleben oder bei Freizeitangelegenheiten. Fünf Jahre hält die Festung, dann wird sie erobert, könnte ich jetzt ganz locker behaupten. Manchmal wird sie bereits nach einem Jahr erstürmt, hin und wieder dauert es sieben, acht Jahre bis zu einer Erstürmung, weil die Liebe vorerst sehr stark ist und in den ersten Jahren absolut kein Eindringen von außen möglich macht. Wenn ein Paar diese Phase übersteht, ist die Gefahr von außen mehr oder weniger gebannt und die "Belagerer" geben frustriert auf. Was meinen Sie: Gelingt es uns eher einen blühenden Kirschbaum im November zu finden oder einen attraktiv aussehenden Ehepartner, der treu, tolerant, gefestigt, humorvoll und liebenswürdig mit einem durch dick und dünn geht, nicht nur die glücklichen Stunden mit einem teilt, sondern auch in Trübsal und Not zu einem hält - bis dass der Tod die beiden scheidet? Die erste Variante gibt es selten und die zweite ...?
Ich vergleiche die Ehe gern mit einer Himalaja-Expedition. Wer dazu aufbricht, ohne sich zumindest gut darauf vorzubereiten und so gut wie keine der vielen notwendigen Voraussetzungen mitbringt, die für so ein gewaltiges Unterfangen erforderlich sind, der wird vermutlich scheitern! Beginnen wir mit den Liebesehen. Sie dürften noch immer Hauptmotiv für einen gemeinsamen Lebensweg sein, und speziell sie sind meiner Meinung nach am ehesten zum Scheitern verurteilt! Verursacher ist in den allermeisten Fällen diese "Infektion", die wir als Verlieben benennen. Sie allein ist schuld an der Verwirrung vieler junger Seelen. Wie lautet doch der Spruch, den tatsächlich ein in jeder Hinsicht Weiser erfunden haben muss: "Liebe macht blind!" Mit diesem Spruch haben wir auch gleich den Verursacher, der viele ins Unglück rennen lässt. Alle schwer Verliebten rennen vor allem ihren körperlichen Wonnen hinterher wie eine Schafherde dem Widder. Blindlings. Das könnte natürlich auch gut gehen, sofern der an der Spitze Rennende zu jeder Zeit den richtigen Weg findet. Doch wie sieht die Realität aus? Auf einmal hat sich der "Leithammel" verrannt, plötzlich kommen die Abzweigungen, die Umleitungen, die Stopptafeln, die Einbahnstraßen und Nebenstraßen, und dann steht einer der beiden womöglich in der Sackgasse und bemerkt mit Schaudern, dass er nicht mehr weiterkommt. Gibts ja gar nicht. Verrannt. Die Blindheit ist mittlerweile längst einem realistisch klaren Blick gewichen, und jetzt wird gesucht. Aha, da könnte es weitergehen.
Dann kommt die unvermeidliche Krise in der Lebensmitte und er oder sie sattelt das Pferd und reitet von der Burg. Jahrelang im Burghof auf dem gleichen Pferd herumzureiten macht keinen Spaß mehr, wo doch von der Burgmauer aus die herrlichsten Gäule zu sehen sind und die verlockendsten Wiesen und Felder, um darüber zu preschen. Ein letzter Blick zurück, ein letztes "Adieu!", und ab geht die Post.
"Reit nur zu, wenn du unbedingt meinst!"
Der Ehepartner ruft es erzürnt hinter dem Ausreißer nach und zieht die Zugbrücke hoch. Mit steinerner Miene schaut sie ihm, sehr oft bereits aber auch er ihr nach. Und oftmals kehrt damit der Winter auf der Burg ein und die Kinder stehen mit rotgeweinten Augen an der Mauer und blicken in die Ferne. Die Verbindung ist in die Brüche gegangen und zerbröckelt wie die Mauer der Burg. Doch manchmal gibt es dennoch ein happy end und unser Ausreißer steht irgendwann wieder vor den Toren. Reumütig senkt er sein Haupt und mit heiserer Stimme begehrt er Einlass. Und wenn er Glück hat, geht die Zugbrücke sogar herunter. Wie heißt es doch so schön: "Der Siege göttlichster ist das Vergeben!"
Manchmal ist Ehe wie Lotto: "Wenn du nicht spielst, kannst du auch nicht gewinnen!"
Was könnte man bei einer Ehe schon gewinnen, werden Pessimisten jetzt vermutlich fragen? Sehr viel sogar. Nicht nur die mannigfachsten Ansichten und Einsichten im Verlauf einer solchen Verbindung könnten eine echte Bereicherung im Leben eines jeden, sich den Ehe-Freuden Hingebenden sein. Auch Materielles könnte da anfallen, wie das immer wieder vorkommt, wenn eine gutaussehende Lady sich ans Ufer begibt, ihre hübsche Erscheinung als Köder benützt und sich damit einen betuchten Partner angelt. Es muss ja nicht immer ein junger, gutaussehender Mann sein, der anbeißt. Oft angeln diese Damen in allen erdenklichen Revieren. Glücklich lächelt die attraktive Sekretärin, wenn der Chef schließlich an ihr zappelt, auch wenn sie dabei die Ehe ihres "Sex-Opfers" zerstören musste. Eine andere begibt sich ins Altenheim, macht einem Opa schöne Augen und er steckt ihr nicht nur seine Sparbücher in die Tasche, sondern auch einen Ring an den Finger. Wäre ja zu dumm, würde die schöne Villa dem Staat in die Hände fallen. Damit sind wir bei den Vernunft-Ehen angelangt. Die halten möglicherweise ganz gut, weil die beiden nur aus Vernunftgründen zusammenziehen. Wenn schon nicht das Geld Hauptmotiv ist, so doch irgendetwas, wovon sich die beiden Angetrauten gewisse Vorteile für ihr Leben versprechen.
Eine Vernunft-Ehe ist am ehesten mit einer Firmengründung zu vergleichen und wenn mit Bedacht und Vernunft gearbeitet und verwaltet wird, dann könnte für beide sogar ein ganz netter "Gewinn" dabei herausschauen. Toleranz zwischen den beiden Ehepartnern ist wichtig und wird dabei auch zumeist groß geschrieben. Keine Lügen oder gar Betrügereien, was die gemeinsamen Vereinbarungen betrifft. Da gibt es den extra Ehevertrag, da werden Rechte und Pflichten von vornherein genau abgestimmt und verteilt. Wer ist für dies, wer für das zuständig? Wer betreut die Kinder, sofern welche in diese Überlegungen miteinbezogen wurden, und in welchen Institutionen soll der Nachwuchs ausgebildet und herangezogen werden? Wie wird der gemeinsame Besitz verwaltet, für welche Bereiche ist es gut, sich versichern zu lassen?
Mit so einer Form von Ehe könnte die Expedition erfolgreich verlaufen und ein Gipfelsieg gelingen. Bedürfnisse in Herzensangelegenheiten werden zum Großteil woanders befriedigt und getrennte Schlafzimmer sind von Anfang an eingeplant. Man begegnet sich vielfach mit Respekt, grüßt nett, lächelt einander zu, lässt sich in Gesellschaft als harmonisches Paar bewundern und alles geht gut, sofern die "Kohle" stimmt und beide Seiten gewissenhaft an dieser Partnerschaft und an ihren Zielen arbeiten. Im Inneren dieser Ehepartner herrscht jedoch nicht selten eine Temperatur wie in einer sternklaren Sommernacht an der Nordsee. Kühl bis frostig. Doch der wunderbare Kachelofen wärmt ja die beiden oder der offene Kamin, wohin sie sich manchmal setzen. Mit ein bisschen Abstand voneinander, versteht sich. Aber doch. Ein Buch in Händen oder klassische Musik genießend. Das Wunderbare an solchen Ehen? Es gibt keine Eifersuchtsszenen und keine Liebesschmerzen in der Brust. Und manchmal geht man bewusst wieder eigene Wege, wenn das gemeinsame Ziel erreicht wurde.
Welche Art von Ehe mir persönlich besser gefallen würde? Weder die eine noch die andere. Am ehesten könnte ich mich für eine "Vernunft-Liebes-Ehe" begeistern. Wo sich zur Vernunft mit den Jahren auch ein tiefes Gefühl füreinander gesellt. Doch wo, bitte, ist so etwas zu finden? Dazu gehört schon mehr als nur ein bisschen Glück.
Glück könnte vielleicht jemand haben, dessen Leben vergleichbar ist mit einem Stück ungerodetem Land, das sich dem Betrachter brach präsentiert. Ein Acker vielleicht, auf dem noch nie angebaut wurde, oder eine Wiese in einer vereinsamten Gegend. Wenn sich jemand findet, der es bebaut und in dieses Grundstück investiert, dann könnten bis dato mittellose Menschen von einer Stunde zur anderen zu wohlhabenden Bürgern werden. Sie brauchen nur einen betuchten Partner zu finden, der mit ihnen am Standesamt unterschreibt. Und schon sind sie Besitzende. Na gut, vielleicht gilt es eine gewisse Frist abzuwarten, aber wenn es einem armen Mädel gelingt, in ihrem Boot rudernd einen Gutsbesitzer mit seiner riesigen Jacht in den Hafen der Ehe zu locken, dann hat sie womöglich bereits ausgesorgt. Finanziell zumindest. Oder ein vorerst wie ein streunender Hund durch die Gegend stapfender Jüngling mit gutem Körperbau und strotzender Manneskraft bricht das Herz einer Lady. Doch an sich binden kann sie ihn nur, wenn sie am Standesamt unterschreibt. Sonst ist er wieder weg. Das weiß sie. Und schon sehr bald sitzt er mit der Zigarre im Mund auf der Terrasse der nun gemeinsamen Villa, lässt sich die Zeitung bringen und genießt seine Tage. Und sie vornehmlich die Nächte. Ist nichts dagegen einzuwenden. Sie hat das Geld und er seine anderen Vorzüge. Könnte man durchaus mit einer Art gelungener Symbiose vergleichen.
Delikat wird eine Ehe, wenn er oder sie einem Heiratsschwindler auf den Leim gegangen ist. Wenn sie ihm mit den fadenscheinigsten Erklärungen das Geld nach und nach aus der Tasche zieht und ihm erst nach der Trauung irgendwann die Augen aufgehen, weil er zu seinem Entsetzen feststellen muss, auf eine Betrügerin hereingefallen zu sein. Oder im umgekehrten Fall der charmante Rosenkavalier der betuchten Witwe bereits ihr drittes Sparbuch leeren geholfen hat, bevor er sich endgültig daranmacht, auch noch ihr Haus und das von ihren Eltern vererbte Seegrundstück mit einzusacken.
Freuden und Leiden und vielleicht sogar die eine oder andere Gefahr sind beim Wagnis Ehe immer irgendwie vorhanden. Die Freuden kennt jeder, der jemals im sogenannten siebten Himmel miteinander durchs Eheleben geschwebt ist. Das Kuscheln, die Wärme, das gemeinsame Galoppieren über die Ehe-Wiese oder die Ritte durch die Nacht, die vielen Gemeinsamkeiten, die Stütze an der Seite in schwierigen Zeiten, die Freude am Heranwachsen der Kinder, die Feste und Feiern im Familienkreis. Natürlich gibt es manchmal auch die Leiden, wenn sich womöglich einer der Partner nach einigen Jahren wie in einem Käfig fühlt. Eingesperrt und ausgeliefert und der eigene Lebensraum oftmals nicht größer ist als eine muffige Besenkammer oder dies zumindest so empfunden wird. Wo die Lügen an manchen Tagen aufsteigen wie Luftballons nach Sommerfesten und das Betrügen sich allmählich in den Alltag drängt wie der Kuckuck in ein fremdes Vogelnest, um dort sein Ei abzulegen. Und schließlich kracht der Hammer bei der Versteigerung schwer aufs Holz, wenn des gemeinsame Eigenheim einen neuen Eigentümer findet. Mancher Ausflug ins Eheleben endet sogar tödlich. Kennen wir doch alle die Geschichten, wo ein Ehepartner ganz unvermutet abgestürzt ist oder eine Ehefrau nur noch tot aus dem Wasser gezogen werden konnte. Unfälle ...
Wie ich bereits anfangs erwähnte, scheitern hierzulande bereits an die 50 Prozent aller Ehen. Tendenz, wie ebenfalls bereits erwähnt, steigend! Doch was ist mit der anderen Hälfte, was gibt es darüber zu sagen? Schäumt bei diesen Eheleuten das Glück förmlich über wie eine Waschmaschine, in die man zuviel Pulver gegeben hat, oder leben sie zwar nicht himmelhoch jauchzend, aber doch einigermaßen zufrieden und glücklich ihren Alltag? Ich kenne dazu keine Statistik. Es würde auch schwer sein, die Wahrheit herauszufinden. Wer lässt sich in dieser Hinsicht schon freiwillig in die Karten schauen?
Das Leben ist vergleichbar mit einer Bühne, hört man immer wieder. Und wir sind die Schauspieler mit den Masken und den Rollen. Wer das Glück oder vielleicht das Pech hat, in einer Gegend zu wohnen, wo viele Menschen auf relativ engem Raum sozusagen in Rufnähe zusammenleben, der kann, sofern er mit halbwegs offenen Augen und Ohren dahinschreitet oder auch nur irgendwo sitzt, liegt oder steht, einiges aus dem Eheleben anderer mitbekommen.
50 Prozent fallen durch Scheidung irgendwann weg. Über die brauchen wir nicht mehr zu sprechen.
35 Prozent leben nach vielen gemeinsamen Jahren zwar noch zusammen, doch eher neben- als miteinander. Hund und Katze verstehen oft besser miteinander auszukommen. Manche schweigen sich an, andere jedoch benützen hin und wieder ein Gutteil mehr an Lautstärke, um sich gegenseitig ihre Meinung mitzuteilen. Aus der Feuerstelle, die einst so wunderschön gebrannt hatte, dringt schon lange kein heller Schein empor zum Abendhimmel, es raucht nur noch schwach aus der Glut und bringt die Anwesenden zum Husten. Doch sie halten durch und in Momenten echter Gefahr für sich und die Familie, da wachsen sie sogar wieder zusammen und bilden einen Wall nach außen. Vielleicht kann so eine Notsituation sogar die Glut wieder anfachen wie ein Windhauch und das Feuer fängt wieder an zu brennen.
Bleiben 15 Prozent übrig.
Zehn Prozent davon werden gemeinsam alt und haben akzeptiert, was alles mit ihnen und ihrem Leben passiert ist. Und dass Träume eben zumeist Träume bleiben. Sie nehmen hin, was kommt, und gemeinsam versuchen sie das Beste aus allem zu machen. Eine durchaus geglückte Expedition. Nicht nur, weil sie das gemeinsame Ziel erreichen, sondern auch deswegen, weil sie sich von allen möglichen Ereignissen und Widrigkeiten nicht in die Knie zwingen ließen. Manchmal schien es schon, umkehren zu müssen, doch irgendwie haben sie es immer wieder geschafft, durchzuhalten. Und wenn sie am Abend müde in ihr noch immer gemeinsames Bett steigen, dann wünscht der eine dem anderen doch tatsächlich eine "gute Nacht!"
Kommen wir zu den verbleibenden fünf Prozent.
Das sind die, denen sich der Himmel tatsächlich im Laufe ihres Lebens aufgetan hat. Vergleichbar mit den Wenigen, die ohne ernsthafte Erkrankungen und ohne nennenswerte Unfälle durch ihr Dasein gekommen sind. Die lächeln sich noch nach dem Aufstehen am Morgen an, die erfreuen sich an Kindern und Enkeln und sehen so manchen Urenkel aus dem Gitterbettchen lachen. Sie stehen auf dem Gipfel und neigen demutsvoll ihren Kopf, lassen ihren Blick umherschweifen und fühlen irgendwie, dass sie Auserwählte sind. Und vielleicht falten sie sogar manchmal gemeinsam ihre Hände, schauen in dieses Blau und danken "ihm" dafür ...