Bei meinen gelegentlichen Läufen durch den Wald komme ich an exakt 13 Bänken vorbei. Die Bank Nummer sechs könnte für mich eigentlich die Bank Nummer "Sex" sein, verbinde ich mit einem Blick auf sie doch ein wunderschönes Gefühl, das auf dieser Bank einst in mich eingeflossen ist. Auch heute noch bleibe ich bei dieser Bank stehen und mache dort meine Übungen. Jetzt jedoch für meine körperliche Fitness, während ich damals eher meiner Seele Gutes angedeihen ließ.
Was war geschehen?
Ich ging mit meiner erst vor kurzem in mein Leben getretenen Begleiterin, die ein Hauch von Parfum umschwebte, und die besonders erotisch strahlte, durch diesen Tann. Hand in Hand. Wir scherzten und lachten, sahen uns immer wieder in die Augen, lächelten uns an, berührten uns gegenseitig wie zufällig und legten damit ein Scheit nach dem anderen ins bereits zu flackern beginnende Feuer der Leidenschaft und Begierde. Dachten wir womöglich schon ab der ersten Bank daran, uns im Verlauf unseres Ausfluges in den Tann erotisch zu erfreuen?
Die Sonne warf kurz vor dem Untergehen ihre Strahlen durch die Äste und Zweige der Fichten und Tannen oder blinzelte durch die Blätter von riesigen Buchen oder Eichen und es schien mir tatsächlich so zu sein, als ob manche Blume am Wegrand ihre Blüten ganz allein für uns in den herrlichsten Farben erstrahlen ließ. Na ja, vielleicht spürte ich als Natur-Liebhaber das eben stärker als andere Menschen, die oftmals an solchen Wundern vorbeilaufen, ohne sie auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen. Ich sah diese Freudenspender zum Glück noch und ich sah auch, wie die Lippen meiner Gefährtin zunehmend feuchter glänzten, wie sie sich manchmal mit der Zunge darüber strich und mich dabei irgendwie fragend ansah. Was sie wohl dachte?
Vorbei ging es an einem prächtig in der Landschaft stehenden Bauernhof. Etliche Kühe und auch ein riesiger Stier weideten auf der Wiese, die an den Wald grenzte, und von einem Zaun mit Stacheldraht von uns abgegrenzt war. Stacheldrähte sind ja nicht unbedingt meine Stärke, aber ich verstand den Bauer. Einen normalen Drahtzaun hätten die Rindviecher ganz bestimmt in Kürze umgerissen und für einen Elektro-Zaun, wie man sie oftmals sehen kann, war die Wiese wohl doch etwas zu groß, weil sie sich etliche hundert Meter am Wald entlang erstreckte.
"Da, siehst du das Eichhörnchen?" "Nein. Wo?" "Na dort. Schwarz-braun. Mit einem weißen Fleck am Hals und dem buschigen Schwanz." "Ja, jetzt seh ichs auch!"
Ich stand hinter meiner Weggefährtin, die sich an mich gelehnt hatte, spürte ihren Po an mir und zeigte mit einer Hand zum Eichhörnchen. Die andere hatte ich um ihre Taille gelegt. Herrlich, wie ihr Haar duftete. Ich saugte diesen Duft in mich und meine Lippen berührten ihren Nacken, während der kleine Nager vor uns auf einen Baum kletterte. Mit wedelndem Schweif.
Dann kam die sechste Bank. Sie kam uns wie gerufen und es war auch höchste Zeit zu handeln. Das spürten wir beide ganz plötzlich. Kein Mensch war weit und breit außer uns zu sehen auf diesem einsamen Waldweg, nur das Eichhörnchen schwang sich von Ast zu Ast und schien neugierig zu uns herunterzublicken. Wir setzten uns auf die Bank und, während die Sonne an diesem Spätsommer-Abend hinter den Bergen versank, versanken auch wir in Gefühlen von Lust und wohligen Schauern, die wie ein heißer Steppenwind durch meine Brust fegten.
Wir hatten uns erst vor kurzem kennen gelernt, da ist dieses erotische Prickeln noch am stärksten, weil dieses Neue, dieses zu Erforschende dabei mitschwebt und man tatsächlich beinahe die Engel singen hört. Dieses Beben, Wühlen und Klammern und das In-sich-Saugen des Partners, in den man dringen will bis an die tiefsten Stellen seiner Seele. Und dann diese Eruption, dieses Stöhnen, wie wenn der Vesuv sich übergibt und die Brühe sich zu Tal wälzt, während der Aschenregen den Himmel verdunkelt. Genau so dunkel war es vor meinen teils geschlossenen Augen, und die Lava der Leidenschaft übergoss unser Inneres und verbrannte uns ...
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Aber es gibt durchaus noch andere Stories, die mit Sex zu tun haben.
Nehmen wir ein zig Jahre verheiratetes Paar zum Vergleich. Wäre es hier vielleicht möglich, dass die Frau beim Sex gelangweilt in die TV-Röhre blickt, während der Mann eher widerwillig seinen Pflichten nachkommt, und der Sex den beiden schmeckt, wie ein Gemüse-Eintopf ohne jegliche Würze, weit davon entfernt, auch nur annähernd etwas von einem Festtags-Schmaus an sich zu haben? Obwohl es Paare geben soll, bei denen es auch nach zig zum Teil zermürbenden Ehejahren beim Sex im gemeinsamen Ehebett noch immer erotisch knistert. Das könnte hin und wieder durchaus der Fall sein, wie ja auch Ostern und Weihnachten jedes Jahr von neuem kommen. Wenn allerdings lang verheiratete Ehepaare mit ihren beinahe täglichen erotischen Schlafzimmergeschichten prahlen, um andere Paare damit zu beeindrucken, dann muss ich sie wohl eher zu den Märchen der Gebrüder Grimm reihen.
Wie sieht in den allermeisten Fällen die Wirklichkeit aus? Welche Art von Sex herrscht hier vor und wie steht es dabei tatsächlich um unsere Gefühle?
Ich mache mir den Spaß und will den Sex jahrelang miteinander lebender Paare mit dem Kauf eines Neuwagens vergleichen: Am Anfang wird bei jeder Gelegenheit gefummelt und gewischt, und auch nach einem Jahr wird vielleicht noch mehrmals gewaschen. Nach fünf Jahren auch noch - dann und wann, doch der Strahl ergießt sich längst nicht mehr so oft über die Ritzen.
Wie sieht die Sache nach zehn Jahren und bereits der einen oder anderen Schramme am Gefährt aus?
"Liebling, der Dreck muss endlich runter! Ist ja zum Genieren!"
"Ja, ja. Mach ich - morgen!"
Und dann? Dann sieht man sich langsam nach einem neuen Untersatz um. Manche verspüren sogar den Drang in sich, jährlich zu wechseln. Übrigens - Wohlhabende scheinen naturgemäß öfter zu wechseln ...
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Beim Thema Sex will ich mich auch ein wenig mit professionellem Sex beschäftigen. Mit Bordellen und all dem, was dazugehört zur käuflichen "Liebe". Eigentlich ein Wahnsinn, dabei von Liebe zu sprechen. Diese Art von Sex hat meines Erachtens mit Liebe gleich viel zu tun, wie etwa Wüstensand mit Meeresstrand. Da wie dort dieses rieselnde Etwas, und doch handelt es sich dabei um zwei gänzlich verschiedene Welten.
Besucher, die sich in Bordelle mit leicht beschürzten Mädchen, Alkohol und der Droge "Lust" begeben, die legen einige Scheine auf den Tisch und können ihrer sexuellen Lust frönen, ohne sich um die Gunst der Partnerin oder des Partners bemühen zu müssen. Es kann dazu auch gewählt werden, welche Art von sexueller Befriedigung gewünscht wird, und beinahe alle Wünsche können von den Gespielinnen der Lust erfüllt werden. Je höher der Preis desto hübscher sind in der Regel die zur Verfügung gestellten Partner. Ähnlich wie bei einem Mietwagen, auch da bestimmt die Klasse des Autos und die Zeit, für die man diesen mieten will, den Preis. Wenn der Zweck erfüllt ist, gibt man die Karosse zurück, verabschiedet sich und alles ist paletti.
Bei meinen gelegentlichen Fahrten nach Tschechien oder Ungarn sehe ich sie manchmal am Straßenrand stehen. Die oftmals durchaus hübsch anzusehenden Mädchen, die ihren Körper für ein besseres "Bakschisch" feilbieten, und so mancher Mann hält an und bedient sich oder lässt sich bedienen.
Der Straßenstrich ist die wohl niedrigste Art dieses "Handwerks", das sich über Privatkontakte in Zeitungsannoncen, TV-Angebote, provinzielle Eros-Center, spezielle Swinger-Clubs, übers Internet bis hin zu pompösen Luxus-Bordellen in Großstädten erstreckt.
Das Geschäft mit dem Sex blüht auch in unserer Zeit noch wunderbar und wir kennen bestimmt alle den Spruch vom ältesten Gewerbe der Welt. All diese Einrichtungen, bei denen Sex konsumiert wird, sind meines Erachtens mit Einrichtungen zu vergleichen, wo man den Hunger stillen kann. Von der Würstelbude, dem Straßencafe, Selbstbedienungs-Restaurants, elegant eingerichteten Speise-Lokalen bis hin zum Gourmet-Tempel.
Doch nicht nur wir Männer sehnen uns dann und wann nach sexueller Abwechslung und dem einen oder anderen Spielchen der Lust - auch Frauen verspüren ganz bestimmt dieses Verlangen manchmal in sich aufwallen. Für junge, attraktive Ladies bestimmt kein Problem, sich so einen Wunsch gelegentlich zu erfüllen. Eher schon ein Problem für jede in die Jahre gekommene Genuss-Suchende. Da hilft oftmals nur der Griff in die Geldbörse, um sich als Frau noch einen attraktiven Liebhaber zu angeln, und auch jeder nicht mehr allzu attraktive Mann wird den einen oder anderen Schein aus seiner Brieftasche ziehen müssen, wenn er eine begehrenswert scheinende Lady von seinen vornämlich finanziellen Qualitäten überzeugen will.
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Natürlich sollte man als Mann nicht zu feige, zu bequem oder zu geizig sein, sich ab und zu an solch erquickende Sex-Quellen heranzuwagen, um dort den erfrischenden Strahl erotisch sprühender Lust in sich aufzunehmen und in seine Seele einzusaugen.
Auch wenn ich jetzt vermutlich empörte Ausrufe von Hütern der Moral oder dieser oder jener eher lustlos durch ihr bereits am Rand ihres sexuellen Niederganges dahinwandelnden Ehegattin vernehme, so will ich doch an meiner Meinung festhalten. Könnten doch solche Ausflüge durchaus so etwas wie Brennholz sein, um den Ofen auch in den eigenen vier Wänden mit nur noch rauchender Asche wieder hin zu einem zumindest gelegentlich wohltuenden Feuerchen bringen. Wesentlich besser und problemloser, als sich in Liebes- und Sexgelüste mit der Firmenkollegin, der Nachbarin, dem Partner aus dem Fitness-Studio etc. einzulassen und damit das Familienglück zumeist auf ewig zu zerstören.
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Ein Leben ohne Sex kann auch erfüllt sein. Zumindest werden dies all jene behaupten, die ohne Sex auskommen (müssen). Man kann ja auch wunderbare Speisen zubereiten, ohne Gewürze zu verwenden. Oder sollte ich mich in beiden Fällen täuschen...?