Beim nächsten Thema, den Vögeln, denke ich spontan an zwei Stories, die ein bisschen Schmunzeln mit sich bringen könnten. Wenn ich schon etliche meiner Gedanken zu den verschiedensten Themen hier offen lege, dann will ich auch damit nicht hinter dem Berg halten.
Es war Herbst geworden und die Kinder saßen seit einigen Wochen wieder in der Schule. Auch der hoffnungsvolle Nachwuchs vom Huber-Bauer. Einmal hatte er bereits die dritte Klasse Volksschule wiederholen dürfen. Schweine, Kühe, die Ochsen und der Stier, auch der Hahn mit seinen Hennen - das alles interessierte ihn bei weitem mehr als das Hocken in der Schulbank. Doch Franz war ein braver Junge, nie störte er den Unterricht, viel eher musste ihn die Lehrerin dann und wann geistig wachrütteln, wenn er wieder einmal gähnte und sehnsüchtig zum Fenster hinausblickte.
Draußen hatten sich die Blätter an vielen Bäumen wunderbar verfärbt, der Schulwart räumte nach und nach die Blumenstöcke von den Fenstern, und dort, wohin die Sonne nicht mehr schien, lag bereits erster Reif auf den Wiesen: der Herbst war mit all seiner Pracht gekommen. Die Lehrerin teilte Zettel aus und die Schüler sollten ein paar Gedanken zum Herbst darauf niederschreiben. Auch der Franzerl hatte den leeren Zettel vor sich liegen. Mit einer Hand stützte er seinen Kopf, mit der anderen kratzte er sich an den Haaren. Dann begann er zu schreiben.
Überschrift: Der Herbst
Der Herbst kommt nach dem Sommer. Nach der Schule sammle ich immer Kastanien in einen Sack. Die fallen von den Bäumen. Auch die Blätter fallen herunter. Im Kurpark werden die Bänke weggeräumt und Vögeln sieht man auch keine mehr ...
Was soll man dazu sagen? Ein einziger blöder Fehler mit nur einem Buchstaben zuviel hinten dran. Die Lehrerin wusste nicht recht, was sie dazu sagen sollte. Wie hatte er das wohl gemeint, der Gute? Leicht errötend stieg in ihr diese Erinnerung hoch, als sie vor Jahren mit ihrem damaligen Freund in dieser herrlichen Naturlandschaft und ohne zu zögern ...
Der Franzerl hatte wohl doch nur an die Vögel gedacht, die sieht man in dieser Zeit wirklich kaum rund ums Haus. Sie nützen womöglich die letzten warmen Tage, um sich im Wald herumzutreiben. Doch kurz bevor der erste Schnee fällt, da kommen sie in Scharen angeflogen. Die Meisen vor allem, und wenn irgendwo bereits ein Vogelhäuschen aufgestellt ist, dann kriegt das kräftigen Besuch ab. Die Zugvögel sind dann meist schon über alle Berge, und viele zappeln in den Netzen unserer südlichen Nachbarn und singen ihr Todeslied, bevor sie die Speisenkarten zieren. Pech gehabt. Die meisten überleben zum Glück und wenn auch wir Glück haben, dann können wir uns im Frühjahr wieder an ihnen erfreuen.
Erfreuen sage ich hier ganz bewusst. Wie diese kleinen Piepser auf den Zweigen herumturnen, von Ast zu Ast hüpfen und vor sich hintrillern, und manchmal scheinen sie echte Konzerte zu geben. Vor allem an Sommermorgen, wenn das Grau des anbrechenden Tages sie aufgeweckt hat und sie nach und nach anfangen, ihre Schnäbel aufzusperren. Ganz gleich wie wenn ein Orchester zu spielen beginnt. Mit zuerst Einspielen der verschiedenen Instrumente, dort und da ein Piepser, noch kaum zu vernehmen. Dann beginnen schon mehrere zugleich mit ihrem Morgenruf und nach einigen Minuten setzt auch der Rest mit seinem Gesang ein. Es trällert und zwitschert, dass die Katzen in der Umgebung wahrscheinlich schon anfangen, sich die Mäuler zu lecken, denn da dürfte doch der eine oder andere Schmaus herausschauen. Dann ist es vorbei. Gleich schnell wie das Konzert begonnen hat, klingt es zumeist wieder aus. Der Tag ist begrüßt, noch schnell das Gefieder geputzt, und ab ins Leben. Die weniger Glücklichen, die vielleicht zu Sorglosen und Unvorsichtigen - von denen sieht man dann und wann einige Federn am Boden liegen. Die könnten wir durchaus auch zu den Pechvögeln zählen.
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Nun zu meiner zweiten Geschichte von den Vögeln. Bereits im Spätherbst kletterte ich auf einen Baum gegenüber meinem kleinen Balkon. Ein altes Vogelhaus bugsierte ich von Ast zu Ast in eine Höhe, die etwa meiner Augenhöhe aus dem ersten Stockwerk entsprach und brachte es in eine Lage, wo ich es vom Balkon aus gut beobachten konnte. Hier hängte ich es mit einem Strick an einen relativ dicken Ast. Gerade so weit weg vom Stamm, dass ich mit meinen Händen noch gut hinreichen konnte. Schließlich wollte ich ja auch Futter hineingeben können.
Schneefall hatte vor einigen Tagen eingesetzt und die Vögel tummelten sich scharenweise auf und in meinem Häuschen. Eine echte Freude, ihnen dabei zusehen zu können. Blaumeisen, Kohlmeisen, Gimpel, Finken, Grünlinge - was weiß ich. Hin und wieder saß auch eine Amsel im Vogelhaus und machte sich darin breit. Sie achtete weniger aufs Fressen, sondern schien viel mehr darauf bedacht zu sein, keine anderen Vögel ins Haus zu lassen. Amseln sind vielleicht die allerbesten Sänger, an lauen Sommerabenden auf irgendwelchen Bäumen, oder ganz oben auf dem einen oder anderen Strauch. Doch hier an meinem Vogelhaus war mir dieser schwarzgefiederte Geselle nicht so willkommen. Und wie er mit seinem Schnabel die Körner aus dem Haus streute. Unverschämt. Na ja. Am Boden würden sie die anderen ja wieder finden. Aber die Katzen ...
Täglich kletterte ich schon am frühen Morgen auf den Baum. Nur dann nicht, wenn klirrender Frost die Morgenluft erzittern ließ, da ersparte ich mir das Hinaufklettern, da gab es an diesem Tag eben nur spärlich Futter. Obwohl es die Gefiederten vielleicht gerade da am notwendigsten gebraucht hätten. Pech! Ich riskierte ja bereits an normalen Wintertagen Kopf und Kragen, wenn ich mich an den dünnen und oftmals recht dürren Ästen in die Höhe wagte. Die Hausbesorgerin hat nicht nur einmal ausgerufen: "Ich kann gar nicht mehr hinschauen. Was, wenn Sie ausrutschen?" Ausgerutscht bin ich ja schon mehrmals in meinem Leben. Manchmal gelang mir ein verbaler Ausrutscher, dann und wann rutschte mir vor allem in jüngeren Jahren die Hand aus und landete in irgendeinem Gesicht. Das war damals noch kein allzu großer Affront gegen die Umwelt und hat vor allem meiner Seele hin und wieder richtiggehend gut getan, wenn ich irgendeinem "Stinker" eine reinlatschen konnte. Doch Ausrutscher bringen kaum jemals Freude mit sich. Öfters rutschte ich mit meinem Auto irgendwo an einer Passstraße hinunter. Auch beim Hinauffahren hinunter. Dann wieder einmal in einen Straßengraben, bei Schneefall und spiegelglatter Fahrbahn. Wahrlich nicht allzu erfreulich. Doch von meinem Vogelbaum bin ich niemals heruntergefallen. Bis mir eines Tages dann doch dieser "Ausrutscher" passierte.
Ich sah wieder einmal die Amsel im Häuschen und wie immer hatte sie sich verdammt breit gemacht. Verschreckt saßen die andern Vögel auf dem Dach über ihr und getrauten sich nicht ins Vogelhaus. Meine Freundin hatte vor einigen Wochen mit mir Schluss gemacht. Nach einigen Jahren trauter Zweisamkeit und wohl auch sinnlicher Leidenschaft. Wenn ich an sie dachte, krampfte sich auch jetzt noch manchmal das Herz in meiner Brust zusammen.
Sie hatte sich einen anderen geangelt, und dennoch - ganz hatte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Heute saß ich wie so oft an meinem Schreibtisch, sah sie ganz deutlich vor mir, und etliche Zeilen zierten bereits das Blatt. Beim Anblick der Amsel dachte ich an unsere ersten Zärtlichkeiten auf einer Parkbank im Sommer. Die Sonne hatte sich soeben verabschiedet und auf dem Baum über uns trällerte damals eine Amsel ihr Lied. Wunderschön. Wir hielten uns zwar bereits an den Händen, doch weiter waren wir noch nicht gekommen. Wenige Minuten später hätte ich sie ganz bestimmt nicht mehr singen gehört. Das war, wie gesagt, damals.
Und jetzt? Ich wusste nicht recht, was ich ihr schreiben sollte, berichtete einfach ein wenig von meinem Tagesablauf und dass mein Leben ohne sie wie eine Fahrt durch den Nebel sein würde. Ganz zum Schluss schrieb ich vom Vogelhäuschen. Wie ich mich täglich um die kleinen Piepmätze bemühte und Futter auf den Baum schleppte. Ich dachte daran, wie auch sie sich immer an diesen kleinen Gesellen an unserem Vogelhäuschen erfreut hatte. Dann endete ich mein Schreiben mit den Worten: "Mein Liebling, ich kann nicht anders, täglich muss ich an dich denken und auch daran, wie gut du immer zu Vögeln warst!"
Auf diesen Brief hinauf rief sie mich tatsächlich an. Ich stelle hier zwei Modelle zur Wahl wie sie auf meine Zeilen reagiert haben könnte, nachdem sie nun ja bereits ein halbes Jahr bei ihrem "Neuen" lebte.
Die erste und ihre Stimme hatte einen Hauch von Reue und Sehnsucht an sich: "Mein einst innig Geliebter, es tut mir leid, was geschehen ist! Es war absolut dumm von mir und ich bereue es zutiefst. Könnten wir uns vielleicht irgendwo treffen und alles noch einmal besprechen?"
Die zweite Version, bei der ihre Stimme allerdings weniger mit einem Hauch von Sehnsucht behaftet war, eher klang sie wie ein defekter Bahnhoflautsprecher: "Wage es nur ja nie wieder mir Derartiges zu schreiben! Du Pisser!"
So ist das nun mal im Leben. Leider! Ich muss mich wohl auch zu den Pechvögeln zählen. Und doch, es war trotz allem wunderschön mit ihr und ich konnte ihre Aufregung nicht ganz verstehen. Oder sollte ich doch? Wie auch immer! Der Artikel war an allem schuld, den hatte ich bei meinem Schreiben vergessen. Und ihr Neuer? Zwar gebildet und vermögend, dazu von stattlicher Figur und tatsächlich gut aussehend, doch womöglich ohne Vogelhäuschen. Und eines beschäftigte mich noch eine Weile: Ob sie sich bei ihm auch so aufregen würde, wenn er den Artikel wegließe und die Zeit am Ende verändern würde ...
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Nicht nur wegen meiner Fitness halte ich mich gern im Wald auf und lüfte nicht selten meine Lauf- oder Wanderschuhe im Tann aus. Manchmal gehe ich ganz bewusst und sehr vorsichtig durch die Naturlandschaft und meine Ohren lauschen den verschiedensten Vogelstimmen, ohne allerdings bei allen zu wissen, wem sie gehören. Obwohl ich mir von meiner alten Mutter einmal zum Geburtstag ein Buch über Singvögel gewünscht und das Buch auch bekommen hab. Ein bisschen habe ich wohl darin geblättert, einiges auch gelesen, aber das Meiste wieder vergessen. Ich erfreue mich auch so an meinen gefiederten Freunden.
Vor kurzem hab ich wieder einmal eine Bergtour gemacht. Keine Kletterpartie, um Gottes willen. Ich bin ja nicht lebensmüde oder besser gesagt, ganz einfach zu feige, um mich in steile Wände oder an abschüssige Grate zu wagen. Fliegen kann ich auch nicht, nur rutschen. Einmal bin ich tatsächlich auf meinem Allerwertesten einen Steilhang wieder hinuntergerutscht. Wollte mit einigen anderen direkt zum Gipfel hinauf. Auf halber Strecke hab ich umgedreht und ganz einfach kehrt gemacht. Absolut nicht mein Tag und zu steil für mich! Unten angekommen hab ich den Steig für Normalverbraucher genommen.
Eigentlich wollte ich deswegen von meiner Bergtour berichten, weil ich ein absoluter Fan von jenen Vögeln bin, die sehr oft in solchen Höhen anzutreffen sind: echte Flug-Künstler. Mit zumeist offenem Mund stehe oder sitze ich beim Gipfelkreuz, starre hin zu diesen schwarzen Gesellen und kann nur staunen wie die sich vom Wind tragen lassen. Vögel der allerfeinsten Flugklasse! Ohne den geringsten Flügelschlag ziehen sie ihre Kreise durch die Luft, lassen sich hochtreiben und zischen wenig später mit angezogenen Flügeln nach unten, bevor sie ihr Gefieder wieder von sich strecken und das Spiel von neuem beginnt. Stundenlang könnte ich ihnen zusehen und aus ihren gelben Schnäbeln kreischt es wie Jauchzen des Senners, wenn er seiner Sennerin das ganze Glück der Erde mitteilen will.
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Irgendwann hab ich einmal den Film "Die Vögel" gesehen. Ein grausiger Thriller. Wie diese Krähen nach und nach immer mehr wurden, bis sich der Himmel bereits verdunkelte, wenn sie angeflogen kamen, und sich auf die Menschen stürzten, die sich fluchtartig in ihre Häuser zurückzogen. Da saßen die Vögel dann an den Fenstern und pickten mit ihren Schnäbeln an die Scheiben, um sie zum Bersten zu bringen. Drinnen die Frauen und Kinder, vor Angst zitternd, und das Kreischen der anscheinend zu Bestien gewordenen Vögel hallte schaurig durch die Luft.
Nicht erst seit dieser Zeit bin ich kein ausgesprochener Freund von Krähen, obwohl sie durchaus nützlich zu sein scheinen. Totgefahrene Katzen liegen nicht allzu lange auf der Straße, ebenso wie plattgefahrene Frösche und dergleichen Getier. Da kommen schnell die Schwarzgefiederten und zerren an den Kadavern. Auch auf Müllhalden schlagen sie sich ihre Bäuche voll und manchmal beobachte ich, wie sie sich auf die Jagd nach einem Bussard machen und diesen in der Luft zu attackieren versuchen. Freche Hunde, denke ich mir, und feig dazu. Zu dritt auf einen! An mein Vogelhäuschen habe ich auch Meisenkolben gehängt, die hingen allerdings nicht allzu lange daran. Die Krähen waren da und die Kolben weg. Beim nächsten Mal hängte ich sie besser an und in einer Höhe, wo sie die Krähen nicht sitzend attackieren konnten. Da schauten sie blöd, krähten enttäuscht und zogen wieder ab.
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Einen Vogel will ich nicht vergessen. Dessen Gesang erfreut mich beim ersten Frühlingserwachen genauso wie die ersten Gänseblümchen, wenn sie ihre Hälse in die Landschaft strecken. Wenn ich den rufen höre, greife ich sofort zu meinem Geldbörsel und schüttle ein wenig daran. Das soll mithelfen, die Münzen darin nicht ausgehen zu lassen, und das hat bei mir echt geholfen. Die kleinen Münzen gehen mir selten aus. Auf Scheine scheint dieses Schütteln bei Kuckucksrufen allerdings keine Wirkung zu haben. Zumindest nicht bei mir, die sind meist schnell weg, genau wie ein Zaunkönig, wenn man ihm zu nahe kommt. Kolibris sind zwar noch kleiner, aber zumindest in unseren Breiten ist dieser Winzling in seiner Kleinheit nicht zu schlagen. Aber ich wollte eigentlich vom Kuckuck erzählen und von den Kuckuckseiern.
Ich hatte einen Freund aus Kindertagen und ich sage deshalb "hatte", weil ich ihn nur noch ganz, ganz selten treffe. Immer erst wieder zufällig nach Jahren irgendwo. Was der mit einem Kuckucksei zu tun hat, das kann ich gleich erklären. Seine Mutter war eine ausgesprochen hübsche Erscheinung in ihren frühen Jahren, sein Vater für sechs Wochen im Krankenhaus. Zu weit weg, als dass seine Mutter ihn öfter besuchen konnte. Doch der Nachbar, ein Förster, kümmerte sich in dieser Zeit fürsorglich. Nicht um den kranken Vater, nein, vielmehr um seine hübsche Mutter. Dann kam der Junge zur Welt. Er wuchs zu einem Riesenkerl heran. Der Vater war eher klein. Der Förster - erraten! Und mein Freund? Ein echtes "Kuckucksei"!
Zurück zum Kuckuck im Wald. Warum legen diese Kerle ihre Eier in fremde Nester und lassen sie dann auch noch schamlos ausbrüten? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, und es ist mir im Grunde genommen auch egal. Mir ist nur wichtig, dass ich mich im Frühling an ihrem Ruf erfreuen kann. Und seit der Euro die Szene beherrscht ist meine Brieftasche so und so viel schneller leer ...
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Bachstelzen mag ich besonders, die machen keinen Lärm, stehen auf einem Fuß und balancieren auf diese Weise durch ihr Bachstelzen-Dasein. Beinahe wie die Störche, bevor sie sich auf einen Frosch stürzen. Die Bachstelzen faszinieren mich auch deswegen, weil sie manchmal wieselflink die Straßen überqueren. Sie scheinen ganz bewusst das Laufen dem Fliegen vorzuziehen, oder wollen sie uns vielleicht demonstrieren, dass wir zwar schnell fahren, sie aber noch viel schneller laufen können?
Dann die Enten, echte Lieblinge meiner Augen. Die Wildenten an den Seen genauso wie die am Bauernhof im kleinen Tümpel. Putzige Kerle, wenn sie des Weges watscheln. Ich spazierte einmal mit einer Lady am Stubenbergsee entlang. Eine durchaus hübsche Lady mit Lippen, rot wie frisch geerntete Kirschen. Die Zähne weiß, das Haar lockig und wallend. Bei mir wallte etwas anderes, seit sie sich neben mich auf die Bank gesetzt hatte. Sehr nah zu mir oder vielleicht ich sehr nahe zu ihr. Wir lehnten aneinander und sahen den Enten zu. Dann machte eine nach der anderen diesen Entenstand mit Köpfchen in das Wasser und Schwänzchen in die Höh'.
Sie drehte ihr Gesicht zu mir, sah mir tief in die Augen, lachte und zog mich mit sich. Die Pension, in der wir uns einquartiert hatten, war relativ nahe ...
Gänse. Es liegt ja auf der Hand, dass mir die nach den Enten einfallen. Warum dieses Schimpfwort entstanden ist, weiß ich nicht. Gänse sind doch ganz bestimmt nicht blöd. Oder? Manchmal dienen sie sogar als Wachhunde und kommt ihnen ein Fremder zu nahe, dann setzt das Geschnatter ein, und nichts und niemand entgeht ihrem wachsamen Auge. Mir sind sie lieber als Wachhunde, denn eine Gans könnte mich kaum jemals so erschrecken wie ein kläffender und knurrender Köter, da braucht er nicht einmal seine Zähne zu fletschen. Gänsebraten, Weihnachten, Martiniganserl - mehr brauche ich wohl nicht zu sagen. Da weiß man, wie es am Ende um so eine Gans bestellt ist.
Da haben es die Vögel im Wald echt besser, wenn nicht zufällig ein Falke auftaucht oder der Habicht und dieser Vogeljäger seine Krallen bereits zum Todesflug vorgestreckt hat.
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Ein Wort zu den Tauben, diesen friedfertigen Himmelsboten. Beinahe alljährlich nahm ich an den Tennis-Europameisterschaften für Senioren in Baden-Baden teil. Juni, Sommer, herrlich-schöne Tage an der Oos, einem Bächlein mitten durch den Kurpark der altehrwürdigen Kurmetropole. Die Bäume im Park sind beinahe so groß und wuchtig wie Urwaldriesen im Regenwald. Dazu kommt noch ein Blütenmeer im Rosengarten, gleich neben den Tennisplätzen. Und im Park der riesige Taubenkobel. Es gurrt, flattert und tänzelt. Und siehe da: Da hackt doch tatsächlich eine dieser anscheinend so friedlichen Tierchen auf eine andere Taube ein. Weiter hinten das gleiche Schauspiel. Womöglich nur ein Tänzchen oder harmloses Spielchen? Dem ist leider nicht so. Täglich schaufelt der Parkwärter zumindest eine Taube in seinen Müllsack, wie er mir sagte. Vielleicht sind sie doch nicht ganz so friedlich wie ihr Ruf? Ich mag sie trotzdem, auch wenn sie den Markusplatz in Venedig mit ihrem Kot beinahe übertünchen. Und nicht nur diesen. Doch ihr Gurren klingt wie Musik in meinen Ohren, und ich mag auch das Tänzeln der Männchen um die weibliche Gunst. Beinahe wie Schwanensee in der Staatsoper.
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Nur noch einem dieser wunderbaren Geschöpfe möchte ich zum Abschluss einige Gedanken widmen. Gewaltig, wie er durch die Luft segelt. Bei einer meiner Bergtouren in meinem Heimattal bin ich einmal in etwa 2000 Meter Höhe hinter einem Bergkamm gesessen und hab Rast gemacht. Weit hatte ich die Beine von mir gestreckt, eine Dose Bier mit Genuss geleert und den Blick über die umliegenden Gipfel schweifen lassen. Der Wind wehte sanft über den Kamm und ich hatte für meine Rast eine kleine Mulde, drei, vier Meter dahinter ausgesucht Vom Wind geschützt und von der Herbstsonne beschienen. Da rauschte es auf einmal, und schon sah ich ihn vorbeisegeln. Wenige Meter nur über mir. Ganz ruhig zog er dahin und sein Kopf wandte sich kurz zu mir her, als er mich entdeckt hatte, und es schien mir fast, als ob er mir in die Augen schauen würde. Dann ein einziger Flügelschlag und der Aufwind trug ihn höher. Ich blickte ihm nach, wie er am Bergrücken entlang strich. Bald danach war er nur noch als kleiner Punkt zu sehen.
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Vögel gehören absolut zu meinen besten Freunden und empfinde sie als ganz wunderbare Geschöpfe auf unserem blauen Planeten. Wenn ich ihnen zusehe oder ihre zumeist froh klingenden "Lieder" höre, dann erfreut mich das zumindest ebenso wie wenn die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen einen neuen Tag begrüßt ...