Die Ferien waren vorübergegangen und die Schule hatte wieder begonnen. Wir bekamen für einige Zeit keine Hausübungen auferlegt, trafen uns dafür täglich am frühen Nachmittag und ab gings zu unserer Nebenbeschäftigung. Neben unserer Lehrerin waren noch ein Förster und ein Forstadjunkt, ein Praktikant für den Försterberuf, zugegen. Das ganze dauerte ungefähr zwei Wochen. Das war auch gut so, denn länger hätte uns diese Nachmittagsbeschäftigung bestimmt keinen Spaß gemacht, brauchten wir doch auch Zeit zum Spielen, und nicht selten schrieen sich unsere Mütter beinahe die Hälse nach uns aus, wenn wir noch immer nicht im Haus waren, obwohl es bereits dunkel geworden war.
Zurück zu unserem Nebenverdienst und zurück zu zwei Mädels aus unserer Schule. Es war wohl so, dass ich für etliche Wochen mehr in die eine, dann jedoch wieder in die andere verknallt war. Zuerst in die Hanni mit ihren schwarzen Zöpfen, dunklen Augen, etlichen Sommersprossen und einer lieblichen Mädchenfigur. Sie saß vor mir in der Schulbank und meine ganze Aufmerksamkeit wird sich wohl nicht nach vor zur Lehrerin oder gar zur Tafel hingewendet haben, sondern viel eher diese zwei Reihen weiter vor, und in den Pausen stand ich oftmals neben dieser "Schönheit" und bewunderte sie. Und ganz sicher versuchte ich, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und wenn sie mir ein Lächeln schenkte, weil ich wieder irgendwelche Faxen gemacht hatte, die ihr gefielen, dann war ich der glücklichste Mensch auf der ganzen weiten Welt. Ein Lächeln von meiner Angebeteten. Ein Wahnsinn! Manchmal ergriff ich sogar ihre Hand oder auch nicht, so genau weiß ich das heute nicht mehr, und wenn es einer der anderen Buben gewagt hatte, sie an den Zöpfen zu reißen, wie wir Buben das ja immer wieder einmal gerne bei den Mädels machten, dann Gnade demjenigen. Die rührte mir keiner ungestraft an!
Sehr gut kann ich mich noch erinnern, dass die Hanni eines Tages der Schule fernblieb, ich immer wieder zur Tür schaute, ob sie nicht doch noch auftauchen würde, weil ja öfters Kinder zu spät zum Unterricht kamen. Vor allem dann, wenn die Eltern ihr Kind erst später zur Schule schickten, weil zuerst zu Hause noch irgendeine Arbeit zu verrichten war. Durchaus kein Grund zur Aufregung. Ich hoffte, dass dies auch bei der Hanni so wäre, doch sie kam nicht an diesem Tag, und ich war schlecht gelaunt und echt besorgt. Was war nur los mit ihr? Wo steckte sie nur? Um es kurz zu machen: Sie hatte sich die Hand gebrochen und lag bereits im Krankenhaus etliche Kilometer von Radmer entfernt. Damals machte ich es wie mein Bruder. Am Abend lag ich im Bett, hatte meine Hände gefaltet und schloss die Hanni in mein Abendgebet mit ein. "Bitte, lieber Himmelvater, lass sie bald wieder gesund werden!"
An normalen Tagen, wenn ich kein besonderes Anliegen mit mir herumtrug und es mir rundherum gut ging, da hab ich wohl eher auf das Abendgebet vergessen, obwohl uns unsere Mutter mit ihren Fingern immer ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet hat, wenn sie noch einmal nachschauen kam, ob wir schon eingeschlafen wären. Ich hatte ja keine Ahnung, wie dieses Handbrechen exakt aussehen würde, doch ich stellte es mir schrecklich vor. Mein Gebet wurde anscheinend erhört, denn eine Woche später saß sie bereits wieder in der Schule und ich durfte Hermann auf ihren Gips kritzeln. Da war die Welt wieder in Ordnung für mich.
Die Schüler unserer Volksschule trafen sich, wie bereits erwähnt, bei der Kapelle neben unserem Haus, von wo aus der Weg hinaufführte in die Pfarreralm. Der Förster und sein Adjunkt hatten schon allerlei Gerät dorthin transportiert und ein jeder von uns schnappte sich einige dieser Sachen und auf gings zu unserem Arbeitseinsatz. Die Größeren trugen Krampen, die Kleineren jeder einen nicht allzu schweren Sack voll mit Setzlingen, wie diese Winzlinge von Fichtenbäumchen genannt wurden. Dazu mussten noch etliche Schaufeln mitgenommen werden. Die Laune aller Teilnehmer war gut, denn es gab zur Belohnung für diese drei, vier Stunden Arbeit am Nachmittag am Ende der Woche immer einige Schillinge, die jeder von uns gut gebrauchen konnte, und die meisten dieser Schillinge verschwanden zumindest bei uns sofort in unseren Sparbüchsen. Mein Bruder Herbert und ich hatten jeder eine silberne Sparbüchse aus verchromtem Eisen mit einem Schlitz an der Oberseite, die Schlüssel dazu verwahrten unsere Eltern an einer sicheren Stelle und Einlagen gab es eher selten. Am ehesten noch, wenn wieder einmal irgendwelche Sommerfrischler für einige Tage bei uns wohnten, zu welchem Zweck unsere Eltern immer aus ihrem Schlafzimmer auszogen und sich in der Dachkammer einquartierten. Das gab zumeist eine fette Zusatzeinnahme für unsere Familienkasse, wenn die Sommerfrischler am Ende ihres Aufenthalts meiner Mutter einige Scheine in die Hand drückten. Die meisten wollten ja nur Zimmer mit Frühstück, doch manchmal kam es vor, dass diese Gäste von meiner Mutter mit allerlei Essbarem versorgt wurden. Einer Hausmannskost, wie wir sie eben aßen. Die Preise waren, verglichen mit den heutigen Zimmerpreisen, sehr niedrig, Komfort gab es so gut wie keinen und wenn sich die Gäste waschen wollten, wurde ihnen vom Herdschiff heißes Wasser abgelassen und in einem Tonkrug neben die Waschschüssel ins Zimmer gestellt.
Die Betten waren aus Holz, die Matratzen natürlich nicht erste Marke, doch die Zeit, wo die Leute in unserem Ort noch auf Strohsäcken geschlafen haben, die war damals auch bei uns schon vorbei. Und es gab vor allem eines: Eine nette, freundliche Behandlung der Gäste und mehr als genug frischer Luft, duftenden Sterz und Kaffee, Kaiserschmarren mit selbstgemachter Marmelade, frisches Gemüse aus dem Garten, auf speziellen Wunsch ein wohlschmeckendes Stück Speck oder Geselchtes von der Sau und, sozusagen als Abschluss eines schönen Sommertages, am Abend noch das eine oder andere Stamperl selbstgebrannten Schnaps. Wenn unsere Gäste auf diese Weise zufriedengestellt waren und es ihnen bei uns gut gefallen hatte, wozu natürlich auch das Wetter beitragen musste, und wenn wir Kinder überdies stets freundlich grüßten und nett zu diesen Leuten waren, dann fielen manchmal einige Schillinge für unsere Sparbüchsen ab.
So wie eben jetzt beim Einsetzen der jungen Bäumchen an steilen Waldhängen, wo einst riesige Bäume gestanden hatten, die jedoch irgendwann abgeholzt worden waren. In diesen Kahlschlägen sorgten wir jetzt für Nachwuchs, indem wir mit unseren Krampen kleine Löcher aushoben, die Pflänzchen in diese Gruben stellten und die Löcher mit der vorher ausgegrabenen Erde wieder füllten. Das machten wir in einer Art Teamarbeit. Die größeren Buben gruben die Löcher, die Mädels gaben die Pflanzen hinein und hielten diese, bis der dritte oder die dritte im Bunde Erde hineinschaufelte und sie mit den Schuhen festtrat. Die Pflänzchen wurden im Abstand von etwa einem Meter eingesetzt, dazu mussten noch einige Buben mit Gießkannen vom nahen Bach Wasser heranschleppen und die Erde bei den eingepflanzten Bäumchen ausgiebig besprengen. Zu diesen Wasserträgern meldete ich mich meistens, denn mit Wasser hab ich schon immer gerne herumgespritzt und außerdem gefiel mir diese Tätigkeit besser als das Graben oder Schaufeln. Ich schnappte die Gießkanne, lief zum Bach, hielt sie ins Wasser und schleppte die Kanne den Hang wieder hinauf.
Dass die Arbeit von uns Kindern einigermaßen zügig voranging, dafür sorgte die jeweilige Klassenlehrerin und der Förster und der Forstpraktikant achteten darauf, dass die Abstände in etwa stimmten, in denen die Bäumchen eingesetzt wurden. Zwischendurch gab es natürlich hin und wieder kleinere Pausen, ganz wie in der Schule eben, um ein wenig abzurasten, gemeinsam mit der Lehrerin ein Lied zu trällern oder sich an den süßen, roten Beeren zu ergötzen, die es in diesen Schlägen ja hundertfach gab. Diese Walderdbeeren waren eine ausgesprochene Delikatesse und ich erinnere mich sehr gut, dass wir Kinder sehr oft mit Milchkannen in diese Schläge gingen, um dort die Erdbeeren in die Kannen zu pflücken. Dazu kamen noch Himbeeren, die auch in großen Mengen dort wuchsen. Beim Nachhausegehen rochen wir immer wieder in die Kannen und sogen den Duft in unsere Nasen. Besseres kann man wohl kaum jemals irgendwo riechen. Zu Hause leerten wir die Beeren in kleine Schüsselchen, schöpften etwas Rahm von der in der Speisekammer in Tonkrügen aufbewahrten Milch ab und gossen Sahne über die Erdbeeren. Wobei uns das Wasser bereits im Mund zusammenrann. Zum Schluss streuten wir Zucker drüber und ab ging es mit dieser Himmelsspeise in unsere hungrigen Mäuler.
Jetzt waren wir also täglich an den Nachmittagen in diesen Schlägen und sorgten dafür, dass der abgeholzte Baumbestand wieder Nachwuchs bekam. Der natürliche Anflug des Samens war scheinbar zuwenig, obwohl ab und zu kleine Fichten- oder Tannenbäumchen wild heranwuchsen. Mit unserer Hilfe gab es also in einigen Jahren wieder kleine Bäume, weil die Pflänzchen doch jedes Jahr um einige Zentimeter wuchsen. Ganz gleich wie wir Kinder eben auch. Doch bis aus einem Setzling ein richtiger Baum wurde, da brauchte es wohl doch einige Jahrzehnte, sofern er das Glück hatte, zu überleben und ein heranwachsender Winzling nicht schon in jungen Jahren von Rehen, Rehböcken, Hirschkühen oder Hirschen abgeäst wurde. Aber auch die Hasen werden manchmal daran genascht haben, nehme ich an. Damit den Tieren jedoch der Appetit auf diese Jungpflanzen vergehen sollte, strich der Förster mit seinem Gehilfen jedes eingepflanzte Bäumchen mit einer weißen Farbe an, um damit das Wildbret fern zu halten.
Aber ich wollte ja von meiner neuen Flamme erzählen, die machte auch mit und hieß Monika, und ich versuchte natürlich Kontakt mit ihr aufzunehmen, wo immer mir das möglich war. Manchmal pflückte ich Erdbeeren und steckte sie ihr mit einem Augenzwinkern zu, dann wieder stand ich auffallend lang bei ihr und goss die von ihr ins Erdreich gestellten Bäumchen besonders ausgiebig, so dass die Lehrerin mit einem: "Nicht so viel Wasser, Hermann!", meine Aktivitäten stoppen musste. Dann wieder versuchte ich ihr zu imponieren, indem ich mit meiner leeren Kanne regelrecht den Hang hinuntergaloppierte, auf diesen und jenen Baumstumpf hüpfte, die Hände weit vom Körper streckte, hoch in die Luft sprang und weitersauste. Ich wollte ihr eben zeigen, welch toller Hecht ich war, und einmal gelang mir durch Zufall tatsächlich so etwas wie ein Husarenstück, und als ich sie dann heimlich an ihrem Kittel zupfte und ihr deutete, zu mir und zu meinem Hosensack zu schauen, da bekam sie große Augen und riss ihren hübschen Mund weit auf vor Staunen, und ich lachte und freute mich ob meines Jagdglücks.
Beim Erdbeerpflücken hörte ich es nämlich plötzlich neben meinen Schuhen im Gras rascheln. Zuerst erschreckte ich ein wenig, denn in diesen Schlägen wanden sich gelegentlich Kreuzottern in rascher Flucht davon, und nicht selten hatten wir Buben schon Bekanntschaft mit diesen Giftschlangen gemacht, mit dem Kreuz auf dem Kopf, und irgendwie ekelte mir vor Schlangen. Einmal wäre ich beinahe auf eine getreten, sie fuhr erschreckt hoch, hob ihren Kopf, zischte und züngelte, und ich stand wie angewurzelt da und mein Herz pochte. Dann schnappte ich einen Knittel und drosch auf die flüchtende Schlange ein, bevor mich mein Bruder stoppte. "Lass die Schlange in Ruhe! Die tut dir ja nichts!"
Das rettete ihr das Leben, denn in meiner Angst hätte ich ihr sicher den Garaus gemacht. Mein Bruder war eben anders als ich, er konnte schon als Kind keiner Fliege etwas zuleide tun, und wenn wir wieder einmal einem Fisch das Genick gebrochen hatten oder ihn mit dem Kopf voran auf einen Stein klatschen ließen, um ihn auf diese Weise abzuschlagen, dann schüttelte er dazu nur den Kopf. Ich kannte da kein Erbarmen. Damals noch nicht. Heute ist das anders, heute bremse ich meinen Sohn immer ein, wenn er irgendeinem Schmetterling nachjagt, um ihn zu fangen, oder eine am Boden kriechende Spinne zertreten will.
Als wir einmal zu Besuch bei der Schwester meiner Mutter in Unterach am Attersee waren, wo ich als Kind so wahnsinnig gerne in den Sommermonaten bei meiner Großmutter war und im Seegarten vom Badesteg unsere Angel ausgeworfen hatten und tatsächlich ein Fisch anbiss, spielte sich Folgendes ab: Gerald zog den Fisch durchs Wasser und der an der Angel Hängende wand sich wild in meiner Hand, als ich versuchte, ihm den Haken abzumachen, was mir nicht gelang, weil der Haken tief in seinem Schlund hing. Gerald sprang freudig erregt von einem Fuß auf den anderen, wie ein Indianer beim Kriegstanz und freute sich wegen des Fanges. Ich wusste nicht recht, sollte ich mich mit ihm freuen oder sollte ich eher traurig darüber sein. Der Fisch wollte sicherlich noch nicht sterben und erfreute sich womöglich seines Lebens im kühlen See. Besser gesagt, er hatte sich seines Lebens erfreut, bevor ihn unser Haken erwischte und wir ihn an Land zogen, um ihm den Garaus zu machen. Wie froh war ich dann, als ich nach einiger Zeit den Haken lösen konnte, weil ich mit zwei Fingern tief in sein Maul gefahren war. Zum Glück war ich einigermaßen versiert im Fische fangen. Aus meiner Kindheit und Jugendzeit, da hatten wir ja unzählige gefangen, und wenn mir früher einmal einer in die Hände gefallen war, dann gab es so gut wie kein Entrinnen mehr. Doch jetzt stand ich am Steg, hatte den Haken losgemacht, ließ den Fisch kurz los und tat ganz erschreckt, als er zurück ins Wasser platschte.
"Oh, je! Jetzt ist er mir ausgekommen!"
"Geh, Papa! Der schöne Fisch!"
Gerald war echt sauer. Wie konnte ich nur ...
Wir genossen noch den herrlichen Badetag im Seegarten meiner Ahnen, sprangen ins kühle Nass, erfreuten uns an Wurstsemmeln und dem einen oder anderen Schluck, weil Tante Annemie mit köstlich Erfrischendem zu uns in den Seegarten gekommen war, und nachdem wir später wieder im Auto saßen und in Richtung Heimat fuhren, da sagte ich zu meinem Sohn: "Ich hab es einfach nicht übers Herz gebracht, ihn zu töten! Verstehst du das?" Er schaute mich mit fragenden Augen an und mir schien, als ob er seinen Kopf ganz leicht schüttelte. Na, ja. Was sollten wir auch mit dem Fisch? Unserer Katze hätten wir ihn bringen können, aber die hatte ja ohnehin genug zu fressen. Jetzt schwamm er hoffentlich schon wieder munter im See und würde wohl nicht mehr so schnell an einen Angelhaken gelangen.
Doch weiter zu dem, was ich eigentlich erzählen wollte. Es handelte sich um keine Schlange, aus dem Gras blinzelte eine winzige Maus mit ihren Knopfaugen, den Mäusehaaren an ihren Wangen und den abstehenden Ohren. Putzig anzuschauen und sie machte sogar ein Männchen, stand auf ihren Hinterbeinen und glotzte zu mir her. Ich rührte mich nicht, stand mucksmäuschenstill da und hielt meinen Atem an. Dann ging ich langsam in die Knie. Ganz langsam kam ich immer näher zum Boden. Die Maus rührte sich nicht vom Fleck. Ich war vielleicht noch einen Meter von ihr entfernt und ich war seit jeher ein relativ geschickter Junge, was meine Schnelligkeit und Wendigkeit anlangte. Ich musste sie ganz einfach kriegen. Wegen der Monika. Der würde ich sie schenken. Jawohl. Ich atmete durch, spannte meine Muskeln an und schärfte meine Sinne. Dann machte ich einen Satz nach vor, die Maus einen ordentlichen Hüpfer, ich fuhr mit meinen Händen daneben, sie sauste vor mir her, ich hinter ihr nach. Dann war sie an einem hohen Stein angekommen, der versperrte ihr den Weg. Sie sprang an der glatten Wand hoch und da hatte ich sie schon gefasst und flugs in meinen Hosensack gesteckt.
Dicke Hosensäcke hatte ich ja immer, denn wenn sie nicht so dick gewesen wären, dann hätte sie meine Mutter wohl täglich stopfen müssen. Bei dem was wir Buben immer wieder an allem möglichen Zeug in diese Hosentaschen steckten. Die Maus war drinnen und ich hielt ihn zu. Dann war ich bei der Monika und zupfte sie am Kittel, fasste in die Hose und hielt die Maus in der Hand. Arme Maus, wenn ich das heute so recht bedenke. Denn ich dachte gar nicht daran, sie wieder laufen zu lassen. Die Buben und Mädels bestaunten meinen Fang von allen Seiten, bevor ich sie in mein mitgeführtes Rucksackerl steckte. Und die Monika? Die wird mich wohl ein wenig bewundert haben wegen meines Fanges. Hoffe ich zumindest. Angelächelt hat sie mich tatsächlich mehr als sonst. Und die Maus? Genau der richtige Abendschmaus für unseren Kater. Warum war ich denn nur so herzlos? Damals. Oder war ich noch natürlicher, ganz einfach naturbelassener?
Natur. Wie gern war ich doch immer in der Natur und diese Leidenschaft ist bis heute in mir geblieben. Ich liebe den Wald wie seit eh und je, ich genieße es, wenn mir der Wind um die Ohren pfeift, ich schaue in jeden vorüberfließenden Bach, ich könnte stundenlang am Meer sitzen und der Brandung zuschauen oder den Möwen, wie sie sich vom Wind durch die Luft tragen lassen. Ich genieße jeden blühenden Strauch, erfreu mich an jedem Falter, der über eine Sommerwiese flattert und sich auf dieser oder jener Blüte gütlich tut. Ich liebe das Rauschen der Wälder, wenn sich die Baumwipfel im Sturmwind biegen, ich sauge den harzigen Duft der Bäume in meine Lungen und wenn das Wasser eines Gebirgsbaches über die im Bachbett liegenden Steine plätschert und die Forellen durch das glasklare Nass flitzen, dann lacht mein Herz und ich denke zurück an die Zeit meiner Kindheit im Radmertal.
An die Zeit, wo wir Buben inmitten dieser herrlichen Natur den Großteil unserer Freizeit verbrachten und manchmal auch in Regionen hinaufstiegen, wo Gamsböcke in steilen Gebirgshalden ästen, und nicht selten auch Adler mit mächtigen Flügelschlägen über die Berggipfel segelten ...