Eine lustige Almgeschichte muss ich noch erzählen, weil sie das Almleben ein wenig beleuchtet und weil mir an diesem Tag auf der Alm ein zwar kreativer, aber doch gefährlicher Lausbubenstreich einfiel, der recht ungut ins Auge hätte gehen können.
Der Motor des Steyr-Diesel tuckerte durch den Sommermorgen und dunkel qualmte aus dem Auspuff der Rauch, als sich der Bus den Fahrleitner-Bühel hinaufquälte. Herrlich dieser schwarz-gelbe Bus mit seiner langen Schnauze, der Leiter hinten hinauf aufs Dach, und er hatte tatsächlich noch Winker an den Seiten, um damit eine Richtungsänderung anzuzeigen. Keine Blinker, wie man sie heute sieht, sondern echte Winker und die winkten auf und ab, wenn sie der Fahrer einschaltete, was allerdings selten vorkam, ging es doch zumeist geradeaus. Die Straße war zwar kurvenreich, aber es gab nur diese eine Straße, und der Bus bog nirgendwohin ab, fuhr nur gelegentlich an den Straßenrand, um anzuhalten und Mitfahrer aus- oder einsteigen zu lassen. Und da betätigte der Chauffeur diese wunderschönen Dinger. Rudi und ich saßen in der hintersten Reihe und schauten noch etwas verschlafen aus den Fenstern. Ein, zwei Leute waren außer uns im Bus, der jetzt, um sieben Uhr morgens, von Radmer nach Hinterradmer unterwegs war. Um halb acht fuhr er bereits wieder zurück Richtung Bahnhof Radmer zum Zug. Unsere Rucksäcke hatten wir neben uns auf den Sitz gestellt und in unseren kurzen Lederhosen war uns nicht gerade warm, weil der Sommermorgen sehr frisch war, doch wir hatten Pullover über die Hemden gezogen und warme Stutzen an den Beinen. Grün natürlich und von unseren Müttern in Eigenregie angefertigt.
Vorderradmer liegt in ungefähr 750 Meter Seehöhe, Hinterradmer jedoch einiges über 1000 Meter. Deshalb tuckerte der Diesel qualmend bergan, und schon sehr bald waren wir beim Schloss Greifenstein angelangt, wo der Bus seine Endstation hatte und umdrehte. Ein uraltes Schloss, halb verfallen, in dem einige Holzknechte mit ihren Familien untergebracht waren. Schlossherr war weit und breit keiner mehr zu finden, die Fenster waren teilweise vergittert, doch im Turm wohnte niemand mehr und von einem Schlossgeist hab ich auch nie etwas vernommen. Wir grüßten artig, stiegen aus dem Bus, hängten unsere Rucksäcke um und marschierten einige hundert Meter weiter, ehe wir über eine Wiese zu diesem Steig kamen, auf dem es relativ steil über einen Schlag und schließlich nur noch leicht steigend in Richtung Neuburg-Alm ging. Die Neuburg-Alm war unser Ziel, dorthin mussten wir. Mussten wir deshalb, weil wir von der Alm eine Köstlichkeit nach Hause mitbringen sollten. Die Wiese war noch taunass und unsere Schuhe schon bald lehmig und feucht, während wir zügig des Weges schritten. Die Sonne war soeben im Begriff, hinter den Bergen hochzusteigen, doch noch hielten sich die Strahlen halb versteckt und uns fror trotz unserer Wollwesten, weil die Knie unter der Lederhose hervorschauten und auch unsere Wangen waren feucht vom Dunst des aufsteigenden Nebels. Deshalb liefen wir beinahe mehr, als dass wir gingen und unser Atem stob in alle Richtungen davon. Doch mit einem Mal war die Sonne da und blinzelte durch die Bäume. Heute würde ein herrlicher Tag werden und nach nicht einmal einer Stunde Gehzeit waren wir schon nahe an der Alm. Ich kannte den Weg, obwohl es einige Jahre aus war, seit ich mit meinen Eltern im "Neuburg" war. Die anderen Almen waren uns vertrauter, dorthin gingen wir öfters. Ein-, zweimal pro Sommer auf die umliegenden Almen zu gehen war absolute Pflicht für uns Buben, und überall weidete damals noch das Vieh auf diesen Almen. Heute sind einige Almhütten bereits verwaist und Sturm, Schnee, Regen und Kälte, aber auch die oft glühendheiße Sommerhitze und so mancher Blitzschlag haben ihnen im Lauf der Jahre zugesetzt. Vieh trifft man auch heute noch auf den verbliebenen Almen an, doch die Sennerinnen liegen alle unter der Erde und auf den Gräbern dieser einst so rüstigen Frauen sieht man ab und zu ein Alm-Blümlein blühen. Von irgendjemandem eingesetzt.
Jetzt waren wir bereits beim Bächlein unterhalb der Alm angelangt, ein dicker Laden lag quer darüber, und wir wussten, dass uns nur noch Minuten von unserem Ziel trennten. Dann sahen wir bereits den Rauch aus dem Kamin auf dem Hüttendach aufsteigen. Wir liefen die letzten Meter zur Almhütte hoch und standen vor der Eingangstür. Rudi wollte mir, ich wiederum ihm den Vortritt lassen, denn irgendwie war alles ein wenig geheimnisvoll. Schließlich klopfte ich an die Tür und auf das: "Wer ist da?" der Sennerin wagte ich die Tür aufzumachen und stand im dunklen Inneren der Hütte. Ich sah so gut wie gar nichts, überall qualmte und rauchte es, und vom offenen Kamin fiel der Feuerschein der Holzscheite ins Dunkel. Pyramidenähnlich aufgetürmt und das Knistern des brennenden Holzes drang durchs Hütteninnere. Dann sah ich die Frau mit dem weißen Kopftuch. Sie saß am Tisch und neben ihr war noch ein Schatten im Raum zu erkennen. Erst jetzt bemerkte ich, dass es ebenfalls eine Frau war. Mit einem Gruß traten Rudi und ich in die Rauchkuchl. Anstatt unseren Gruß zu erwidern sagte die Frau mit dem Kopftuch: "Wo kommt ihr denn her in aller Herrgottsfrüh?" Scheinbar war sie nicht allzu erfreut über den frühen Besuch.
"Aus der Radmer, wir sind da, um einen Steirerkäse zu holen."
Das hätte ich lieber nicht sagen sollen, aber es war mir einfach aus der Kehle gerutscht. Nicht klug, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, das merkten wir an der Antwort der Sennerin: "Steirerkäs gibt's heuer keinen! Was glaubt ihr denn überhaupt? Einen Steirerkäs will er haben. Na, so was. Da müsst's schon wo anders darum fragen. Ich hab keinen für euch."
Verdutzt standen wir da, damit hatten wir nicht gerechnet, wo wir doch vor allem deshalb auf die Alm gekommen waren, um den Käse mit nach Hause zu bringen. Mittlerweile hatten sich unsere Augen ein wenig ans Dunkel gewöhnt und jetzt sahen wir auch die andere Frau schon besser. Sie saß still beim Tisch, war in einen schwarzen Kittel gehüllt und schaute mit etwas schief gehaltenem Kopf zu uns her. Vor sich hatten die beiden zwei Kaffehäferl stehen und eine Pfanne mit Sterz oder dergleichen, woraus sie löffelten. Neben der Feuerstelle hingen einige Pfannen an der Wand, am gemauerten Herdrand lag eine Feuerzange, ähnlich unserem heutigen Grillbesteck und auch ein riesiger Schürhaken lag daneben, wenn ich mich richtig erinnere. Die Holzscheite warfen einen gespenstischen Schein zu uns her, das brennende Holz knisterte und der eine oder andere Funken stob davon. Es rauchte erbärmlich in der Hütte und mich plagte auf einmal ein echter Hustenreiz.
"Na ja, dann auf Wiedersehen."
Mir war irgendwie ungut in meiner Haut,und ich war froh, aus dieser Stätte der Unfreundlichkeit entweichen zu können. Draußen vor der Hütte schmerzten mich meine Augen im grellen Sonnenlicht, denn die Sonne schien jetzt bereits sehr schön hier heroben auf der Alm, wir sahen die Holzbank vor der Hütte und ließen uns darauf nieder.
Ich zum Rudi: "Was sagst jetzt? Keinen Steirerkäse! Blöde Kuh!"
Rudi nickte und stimmte mir scheinbar nur allzu gerne zu. Dann meinte er: "Wir müssen aber einen Käs mitbringen! Was machen wir jetzt?"
"Stärken wir uns zuerst einmal. Ich hab Hunger und Durst."
"Eine gute Idee", meinte mein Freund und schon bald sah man uns den einen oder anderen Bissen aus unseren Rucksäcken in den Mund stopfen. Dann holten wir unsere zu einem Viertel mit Ribiselsaft gefüllten Feldflaschen hervor, gingen zur nahen Quelle und füllten Wasser ein. Eine Holzrinne war in den Hang gesteckt, wo das Wasser aus dem Erdreich hervorquoll und über diese Rinne plätscherte es in einen Holztrog. Herrlich kühl und echt gut, um damit unseren Durst zu löschen. Doch wir saßen nicht allzu lang so friedlich da, denn schon sehr bald öffnete sich die Tür der Almhütte und die Sennerin kam zum Vorschein.
"Seht ihr die Sensen hängen? Ich brauch Futter für meine Kühe, sie müssen heute im Stall bleiben, weil sie mir gestern wieder einmal zu weit davongerannt sind."
Dabei zeigte sie auf die neben der Almhütte stehende zweite Hütte, einen Stall, in der sich diese Kühe anscheinend befanden. Rudi und ich erhoben uns, gingen die paar Schritte hin zu diesem Gebäude, schauten durchs Fenster der Uralthütte und sahen einige Kühe im Dunkeln stehen. Allzu erfreut waren wir nicht über diese Meldung. Keinen Käse für uns zu haben, uns jedoch zum Arbeiten einspannen wollen. Ich drehte mich zu meinem Freund hin und tippte mit dem Rücken zur Sennerin mit dem Zeigefinger an meine Stirn.
"Na, was ist?", die Sennerin.
Ich: "Gleich. Wir räumen nur noch unsere Jause weg."
"Wird aber auch Zeit", wieder die Sennerin, ein altes, buckliges Kräuterweiblein, das Kopftuch in Dreiecksform auf dem Kopf und den alten Kittel bis an den Boden hängend an ihrem Gestell. Nur der Besen fehlte ihr noch und die Katze auf der Schulter.
"Komm, Rudi!", und wir griffen zu den Sensen.
Ich war damals zwölf Jahre alt, Rudi um einige Monate jünger und wir hatten zum Glück eine Ahnung vom Mähen, sonst hätte uns die Alte womöglich gleich in Bausch und Bogen von der Alm gejagt. Über eine Stunde lang haben wir Futter für die Kühe gemacht, dann kam sie dahergestiefelt. Richtig - gestiefelt, denn ihre Füße steckten in riesigen Gummistiefeln wie sie Sennerinnen auf den Almen gerne anhatten, weil es meist Lehm rund um diese Hütten gab, wo die Tiere herumstapften und sich deshalb kein Gras hielt. Solchen Lehm gab es auch rund um diese Hütte, vor allem im unteren Bereich, wo das Wasser aus dem Brunntrog auf den Boden rann und etliche Plotschen aus dem Boden wucherten. Diese Riesen-Blätter, die wir Buben gern über unsere Köpfe hielten, wenn es regnete. Die Sennerin beäugte das von uns zusammengetragene Grünfutter und ihre Laune hatte sich anscheinend etwas gebessert.
"Von wem seid ihr denn überhaupt?"
Zu dieser Frage hielt sie ihren ohnehin schon schief auf ihren Schultern ruhenden Kopf noch um eine Spur schiefer und neugierig schaute sie aus ihren graublauen Sennerinnenaugen. Wir sagten ihr die Namen unserer Eltern, dann sagte sie: "Was? Vom Zimmerer und vom Sagmeister?"
"Genau!"
"Na, ja", sagte sie, "wenn das so ist, dann könnts ein Stück Steirerkäs haben. Aber viel kann ich euch nicht geben, das sag ich euch gleich!"
Ich blickte zu meinem Freund und sah ein Lächeln über sein Gesicht huschen. Er war ein artiger Sohn und versuchte stets das zu tun, was seine Eltern von ihm verlangten, und heute hatten sie von ihm verlangt, dass er ein ordentliches Stück Steirerkäse mit von der Alm bringen sollte. Geld dafür hatte ihm seine Mutter mitgegeben und für die Sennerin einen Gugelhupf, den Rudis Mutter gut verpackt in seinen Rucksack gesteckt hatte. Den hätten wir der Sennerin vermutlich nicht gegeben, wenn sie nicht mit einem Käse herausgerückt wäre. Auch jetzt war ich eher der Meinung, dass wir davon lieber nichts sagen sollten, denn ich wusste nur zu gut, wie köstlich der Kuchen immer schmeckte. Aber der Rudi war einfach zu brav und schon zog er das gute Stück aus dem Rucksack hervor.
"Für die Sennerin, hat meine Mutter gesagt."
Was sollst mit so einem Freund, dachte ich mir und schüttelte den Kopf.
Um zu einem Ende zu kommen. Beide hatten wir je einen halben Laib Käse in unseren Rucksäcken. Gut verpackt und mehrfach mit Papier umwickelt. Das Geld dafür lag bei der Sennerin wahrscheinlich bereits irgendwo versteckt unter ihrem Strohsack, auf dem sie wohl in den Nächten lag. Wir Buben durften sogar wieder ins Hütteninnere kommen und sie sagte, dass wir zuschauen sollten, weil sie gerade Käse mache und dazu in einem riesigen Kupferkessel eifrig rührte, der über dem Feuer hing und in den sie allerlei leerte. Milch, dann Topfen dazurührte, Gewürze in den Kessel streute, zwischendurch immer wieder kräftig umrührte, sich gelegentlich in die Hände spuckte, wobei wohl eher ungewollt auch etwas Spucke danebenging und im Kessel landete, so dass mir schon echt grauste, und ich mir vornahm den Käse zuhause sicher nicht anzurühren. Dann musste ihre Schwester ran, das hatte sie uns mittlerweile verraten, und auch, dass diese taubstumm wäre und deshalb so stumm dastünde. Dafür schnatterte die Hanna umso lebhafter, wollte dieses und jenes von uns erfahren, und wer wohl wieder gestorben wäre, welche Kinder auf die Welt gekommen seien und, und, und. Ein echt neugieriges Luder, dachte ich mir. Doch auch ein echtes Original von einer Sennerin. Solche Menschen gibt es niemals wieder, sie sind ausgestorben wie die Dinosaurier. Echt schade um die Hadler Hanna. Und ich sehe sie wie damals vor mir: klein und tief gebückt, mit schlohweißem, langem Haar, hinten am Kopf zu einem Knäuel zusammengeradelt. Darüber das weiße Dreieckstuch mit den blauen Tupfen, den lebhaften Augen, den unzähligen Falten im Gesicht und den wackeligen Zähnen, und ich höre sie noch lachen, als Rudi ihr den Kuchen seiner Mutter überreichte.
"Ihr Luderbuben, dank recht schön!"
Auch wir haben uns für den Steirerkäse bedankt und damit unseren Auftrag erfüllt.
Zum Abschluss von der Almgeschichte kommt noch die Story mit der Sau und die hätte durchaus anders ausgehen können. Hinter den Almhütten stand nämlich eine kleine Sauhütte und ein richtiges Prachtstück von einer Sau hielt ihren Riesenschädel neugierig durchs Guckloch und grunzte wohlig, als Rudi ihr einige Plotschen in dieses Guckerl steckte, worauf die Sau die Blätter knirschend zermalmte. Der Riegel zum Saustall war zugeschoben, doch mich reizten wie immer versperrte Dinge, und noch ehe wir uns recht versahen, hatte ich den Riegel bereits weggeschoben, die Tür aufgemacht, und die Riesensau stand plötzlich vor uns. Die Sennerin war nirgends zu sehen, sie werkte wahrscheinlich noch immer am Käse. Wir versuchten uns auf die Sau zu setzten und einige Schritte auf ihr zu reiten, so riesig war sie. Sie quietschte laut und machte ein paar wilde Sprünge davon und so ließen wir dieses Unterfangen wieder bleiben. Doch ich merkte, wie sie wohlig grunzte, wenn ich sie an der Seite kratzte und mit der Hand ein wenig an ihren Sauborsten scheuerte. Da lehnte sie sich an mein Knie und ließ es sich gut gehen. Das hätte sie besser sein lassen sollen, denn ich hatte wieder einmal eine gute Idee, wie mir schien. Ich stellte mich an den Abhang, von dem es einige Meter steil hinunter zu diesem Bächlein ging. Die Sau stand neben mir, ich hielt mein Knie an ihre Seite, stützte sie auf diese Weise, kratzte sie am Bauch, sie grunzte wohlig und lehnte sich an mein Knie. So stark, dass ich sie beinahe nicht halten konnte, dann machte ich einen Satz zur Seite, die Sau riss es von den Beinen und sie kollerte schreiend den Hang hinunter ins Wasser. Gelungen! Wir lachten und freuten uns, weil sie Hals über Kopf in den Graben gekollert war. Das Lachen sollte uns aber schon sehr bald vergehen. Denn jetzt lag sie unten, streckte alle Viere von sich und rührte sich nicht.
"O je!", rutschte es mir heraus, als sie sich noch immer nicht bewegte. Rudi und ich standen erschrocken oben am Abhang. Dann rannte ich hinab, riss sie an den Ohren, klatschte ihr mit der flachen Hand auf den Nacken und schüttelte ihren Saurüssel hin und her. Nichts. Mir blieb beinahe das Herz vor Schreck stehen. Wenn die jetzt ...? Doch ich konnte den Gedanken gar nicht zu Ende denken, denn auf einmal grunzte sie und sprang hoch. Vor Freude bin auch in die Luft gesprungen. Sie lebte und hatte sich anscheinend nichts gebrochen. Das war das Allerwichtigste.
Irgendwie schoben Rudi und ich sie einige Meter weiter unten, wo der Hang nicht mehr so steil war, den Hang hoch, und nach einiger Anstrengung war die Sau wieder in ihrem Stall, der Riegel vorgeschoben, und wir steckten ihr zum Abschied noch einige Plotschen durch die Öffnung. Dann schnappten wir unsere Rucksäcke und machten uns auf den Heimweg. Doch zuvor richtete ich noch einen dankbaren Blick nach "oben". Einen sehr dankbaren, denn ich wusste, dass die Sache durchaus auch danebengehen hätte können. Gar nicht auszudenken, wenn sich die Sau tatsächlich das Genick bei diesem Sturz in den Graben gebrochen hätte oder auch nur ein Bein.
Noch immer stieg der Rauch aus der alten Almhütte, doch von der Sennerin und ihrer Schwester war nichts zu sehen. Ein Kolkrabe saß auf dem Dachgiebel der Hütte und eine Kuh bimmelte mit ihrer Glocke aus dem Stall. Die labte sich wohl am Futter, das wir abgemäht und in den Stall gebracht hatten. Rudi und ich schnappten unsere Rucksäcke mit dem Käse darin, und mit einem letzten Blick zum Schweinehütterl, aus dem die Sau wieder ihren Kopf zum Guckerl herausstreckte, machten wir uns auf den Weg zurück ins Tal.
Vielleicht ließen sich die beiden Sennerinnen soeben eine Schale Kaffee und einem Stück Kuchen von Rudis Mutter schmecken. Ein bisschen Arbeit hatten wir ihnen ja abgenommen. Doch richtig "Schwein" hatten vor allem zwei von uns gehabt: die Sau und ich! Mein Freund Rudi? Der war zwar kein Prinz, dafür aber ein richtiges Sonntagskind.