Es war einmal, aber nicht vor vielen Jahren. Diese Weihnachtsgeschichte aus dem Märchenwald spielt in unserer heutigen Zeit und, obwohl es sich um ein Märchen handelt, ist diese Erzählung nicht erfunden, sondern tatsächlich wahr.
Der Wald in unserem Gebirgsdorf hatte sich wie jedes Jahr um diese Zeit wunderbar geschmückt mit dieser weißen Pracht, und an manchen Tagen, wenn die Sonne den aufsteigenden Nebel mit ihren Strahlen durchbrach, da blieben sogar die Rehe mit offenem Mund stehen und staunten. Dieses Leuchten, dieses Glitzern der Schneekristalle an allen Stellen, wo Licht in den ansonsten eher dunklen Winterwald einfiel. Ein Wald mit riesigen Tannen und Fichten, und es fehlte auch nicht an Nachwuchs, sah man doch überall auch junge Bäumchen neben diesen Riesen stehen. Jetzt über und über mit Schnee bedeckt, so dass man sie kaum sehen konnte.
Zwei dieser Bäumchen standen eng beieinander, handelte es sich womöglich um Geschwister, oder waren es vielleicht sogar Zwillinge, weil eines beinahe gleich aussah wie das andere. Nur etwas unterschied sie ein bisschen: bei einem Bäumchen war ein Zweig abgebrochen. Vielleicht hatte ein Reh daran geknabbert oder hatte der Sturmwind, der in den letzten Nächten durchs Tal gefegt war, diesen Schaden angerichtet. Oder hatte womöglich der Fuchs seine Zähne daran geschärft und in dieses saftige Grün gebissen?
Was sagst du zu diesem vielen Schnee?
Was soll ich sagen zuerst war mir ein bisschen bang, weil wir so tief eingeschneit wurden. Aber jetzt fühl ich mich schon pudelwohl. Er ist so weich und wärmt so schön.
Ja, und er beschützt uns auch so gut und ist gerade so hoch, dass ich dich noch gut sehen kann.
Übrigens, morgen ist Weihnacht, da freu ich mich schon sehr darauf. Wenn die Glocken wieder so schön läuten. Wie im Vorjahr. Weißt du noch?
Ja, Brüderlein, ich freu mich auch und irgendwie hab ich sogar gemeint, ein bisschen Weihrauch zu riechen, als der Wind vom Tal herauf geweht hat.
Stimmt. Die Menschen da unten. Die feiern, backen Kekse und ich hab von meinen Eltern gehört, dass sie sich auch was schenken, und später in die Mitternachts-Mette gehen.
Schön, da hört man dann auch die Turmbläser wieder. Darauf freu ich mich schon sehr.
Die beiden Kleinen standen nebeneinander und sprachen über die Weihnachtszeit. Ganz still war es im Wald, nur ein Rabe krächzte hin und wieder ein bisschen, und auf einem Ast auf der großen daneben stehenden Tanne saß ein Eichkätzchen und knabberte an einem Zapfen. Es war ruhig im Winterwald, nur hin und wieder fiel ein bisschen Schnee von den Ästen der Großen auf den Boden. Doch plötzlich vernahm man ein Knirschen im Schnee. Ein Geräusch, das vor allem die Rehe scheuten, wenn Menschen durch den Schnee stapften. Das Knirschen wurde lauter und die Schritte näherten sich. Es war der Förster mit seinem Sohn. Der Vater hatte einen Rucksack umhängen und der Sohn hielt eine Säge in seiner Hand.
Schau, da vorne stehen schon zwei Bäumchen.
Ja, mein Sohn. Die schauen gut aus. Das gibt einen schönen Christbaum.
Sind sie nicht noch ein bisschen zu klein, Vater?
Nein, wir stellen den Baum heuer auf den Tisch. Da brauchen wir keinen großen.
Schon waren die beiden bei den Zwillingsbäumchen angelangt.
Wir nehmen den, sagte der Vater, der andere hat einen abgebrochenen Zweig. Gib mir die Säge
***
Die Glocken läuteten wie jedes Jahr zur Weihnacht, und ihr Klang drang herauf zum Winterwald. Die Menschen feierten wie immer, sangen Stille Nacht, heilige Nacht und O Tannenbaum und beschenkten sich gegenseitig. Warm knisterte das Feuer in den Öfen der Menschen, sie tranken Wein und Punsch, die Kinder erfreuten sich an ihren Geschenken und um Mitternacht hörte man wieder die Männer O, du fröhliche, o du selige Weihnachtszeit vom Kirchturm blasen.
Doch nicht alle waren glücklich und froh am Heiligen Abend, an dem vor vielen Jahren der Heiland in Bethlehem geboren worden war. Ein Bäumchen stand traurig in der Winternacht, und sein Herz krampfte sich zusammen im Gedanken an sein Brüderlein, von dem nur noch einige Sägespäne im Schnee lagen
***
Tannen- und Fichtenbäumchen erfreuen viele Menschen weltweit zur Weihnachtszeit, wenn sie geschmückt und mit Kerzen versehen dieses Licht auch in unsere Herzen tragen.
Und doch, die schönsten Bäumchen aus den Wäldern zu entfernen, um sie nach etwa zwei Wochen großteils verdorrt auf den Müll zu werfen ...
Ist das wirklich eine gute Lösung? Ehrlich gesagt, ich weiß es auch nicht. Allein der Duft der Nadeln tut doch der Seele gut und Plastikbäume? Ist für mich so ähnlich, wie wenn wir Plastikkatzen anstelle von echten Schnurrern streicheln würden ...