Es war einmal ein wunderschöner Prinz, der lebte in einer wunderschönen Landschaft auf einem wunderschönen Schloss und sein Leben schien von einer besonders guten Fee konstruiert worden zu sein. Die erlesensten Speisen und Getränke fanden den Weg in sein Inneres, er ließ sich diese Köstlichkeiten stets gut munden, hörte gerne dem Schlossorchester bei seinen Konzerten im Hofe vor dem Prachtbau zu, wusch sich mit edelsten Seifen und duftete demnach wohlig und erotisch anziehend für die holde Weiblichkeit, mit der er sich mit Vorliebe umgab. Gerne nahm er an der Jagd teil, die sein Vater als Schlossherr hin und wieder für erlesene Gäste veranstaltete. Er ritt vorzüglich, denn das Reiten hatte ihm schon als Jüngling ein eigens dafür bestellter Rittmeister beigebracht.
Aber unser Prinz ritt nicht nur auf seiner Schimmelstute durch die blühende Landschaft, er liebte es auch, andere "Pferdchen" unter seinen Schenkeln zu spüren und seine feinfühligen Hände wussten, womit sie diese Wesen mit den kirschroten Lippen ganz außerordentlich erfreuen konnten, wenn er damit so manchem Mägdelein zärtlich über deren Nacken, die Schultern und natürlich auch über ihren wohlgeformten Busen strich. Seine Zunge und seine Lippen halfen mit diese Liebkosungen auch in tieferen Regionen fortzusetzen und die auf diese Art Beglückten aus der umliegenden Bauernschaft oder auch vom Hofpersonal selbst, die verliebten sich nur allzu oft in den wunderschönen jungen Edelmann mit der lockigen Haarpracht und dem stets freundlichen Lächeln.
Und weil er das Herz so mancher Jungfer bei seinen Liebesspielen brach und daher manches Herzeleid verursachte, deshalb erschien ihm eines Nachts eine Fee, die Folgendes zu ihm sagte: "Lieber Prinz, es ist an der Zeit, dieses Spiel mit den Gefühlen der Mädchen zu beenden. Bis jetzt habe ich dem ganzen Geschehen ohne einzugreifen zugeschaut. Ich wollte einem heranreifenden Mann nicht seine erotisch-erquicklichen Freuden nehmen. Doch die Sache mit der Verführung des Töchterchens vom Schloss-Pater hat mich zutiefst bedrückt, als ich sah, wie sich dieses Mädchen die Augen wegen dieser Liebes-Affäre ausgeweint hat, weil Sie, mein Prinz, sich wieder von ihr abgewandt haben. Lassen Sie in Zukunft ihre Hände von diesen weiblichen Geschöpfen und wenden Sie Ihre Blicke anderen Dingen zu, als sie über die jungfraulichen Körper ihrer Umgebung gleiten zu lassen! Suchen Sie sich eine Prinzessin, lieben Sie diese aufrichtig und bleiben Sie ihr treu bis ans Lebensende. Und noch etwas sollten sie bedenken: Jede Medaille hat zwei Seiten - auch das Leben eines Prinzen kann nicht nur aus ungetrübtem Sonnenschein bestehen. Wenn Sie meinen Rat befolgen, dann wird Ihr Stern aber auch nach eher trüben Tagen wieder neu zu leuchten beginnen!"
Der Mond stand voll am nächtlichen Himmel, zahlreiche Sterne funkelten vom Firmament, der Wind blies sanft und sommerlich warm ums königliche Schloss und ein Waldkauz rief sein "kumm mit" über den nahen Weiler hin zum Gemach des Prinzen, das die Fee ebenso leise wieder verließ, wie sie gekommen war. Der Prinz lag in seinem Bette und wusste nicht recht, was er von den Worten der Fee halten sollte oder ob er das ganze womöglich nur geträumt hätte. Die Sache mit den jungen Mägdeleins nahm er sich dennoch irgendwie zu Herzen, in Zukunft wollte er tatsächlich seine Finger von diesen jungen Wesen lassen. Vielleicht sollte er sich wirklich um eine Braut umsehen. Er lag da und starrte durchs Fenster zu den Sternen und plötzlich sah er das Gesicht eines Mädchens vor seinen Augen. Sie war wunderschön und ihr Körper blühte, duftete und rankte sich wie die Rosen an den alten Schlossmauern empor. Er kannte dieses Mädchen, es war das Töchterlein seines Oheims von der nahe gelegenen Burg Isenstein. Doch der Prinz hatte sie schon einige Jahre nicht mehr gesehen, verbrachte die Jungfer doch ihre weibliche Ausbildung weit weg über sieben Hügel in einem Internat für Kinder adeliger Herrschaften.
Und so, wie es manchmal nicht nur im Märchen, sondern tatsächlich auch in jedem normalen Leben ist, so kam ihm das Schicksal bei seinen Wünschen wunderbar entgegen. Es dauerte nicht lange und der Oheim kam aus dem Wald geritten und lenkte sein Pferd hin zum Schloss. An seiner Seite ritt seine hübsche Tochter, die ihre Ausbildung abgeschlossen hatte und zu einem wunderschönen weiblichen Wesen erblüht war. Der Prinz war hingerissen von der Schönheit und der Anmut seiner Cousine und sein Herz fing an, heftig in seiner Brust zu pochen, als sie ihm ihre zarte Hand zur Begrüßung reichte und ihm ein Lächeln schenkte. Wie eine junge Birke bog sich ihr jugendlicher Körper, als sie sich artig vor seinem Vater verbeugte, um danach in ihrem langen weiß-rosa Kleid bei Tisch Platz zu nehmen. Genau vis-a-vis vom Prinzen. Die Augen der beiden suchten einander und es schien nicht nur so zu sein, es war tatsächlich so - die beiden hatten sich beim ersten Anblick ineinander verliebt.
Schon nach wenigen Wochen hörte man aus der nahen Schlosskapelle Orgelklänge und vom Turm des riesigen Schlosses ertönten die Glocken und man sah die beiden Vermählten in einer wunderschön geschmückten Kutsche mit sechs vorgespannten Rappen aus dem Schloss fahren. Hin zur Burg der Eltern der Braut. Dort hatte der Vater einen riesigen Trakt für die beiden errichten lassen und dort sollte das junge Paar ihr neues Heim beziehen. Mit stilgerechten Möbeln, die ein eigens abkommandierter Meister seines Fachs eigenhändig angefertigt hatte. Mit Marmorböden und wunderschönen Bildern an den Wänden. Im Garten vor dem Haus blühten die Bäume und mancher Falter schwebte über das Meer von Blumen, die eigens für die beiden angesät worden waren.
Die Jahre vergingen und unser Prinz lebte mit seiner Prinzessin glücklich und zufrieden auf der Burg. Sie musizierte gerne, erfreute sich an der Harfe und an der Violine, er jagte mit seinem Pferd wie seit eh und je durch die angrenzenden Wälder und am Abend fielen beide müde und glücklich in ihr riesiges, weiches Ehebett, um sich zuerst aneinander zu ergötzen und dann dem neuen Tag entgegenzuschlummern. Vier Kinder gebar sie ihm, und ein jedes war hübsch, gesund und voll munterer Tatkraft.
Das Glück selbst schien mitten unter ihnen zu wohnen und gemeinsam erfreuten sich alle am Dasein. Doch nach etlichen Jahren geschah das Unfassbare. Bei einem Ausritt scheute sein Pferd, er stürzte zu Boden und schlug sich den Kopf beim Aufprall gehörig an.
Von dem Tage an war er wie ausgewechselt: Anstatt sich weiter an seiner Familie zu erfreuen, stellte er wie in seinen frühen jugendlichen Tagen so mancher Maid auf der Burg nach, sein Verstand war verwirrt und die Gefühle ihn ihm trieben ihr Unwesen. Er, der stets ein Herz für die Armen und Schwachen gehabt hatte und der seine Untertanen bislang anständig und menschlich behandelt hatte, er wurde arrogant, herrschsüchtig und hartherzig. Einzig Gedanken an Besitz und Macht schienen in seinem Kopf vorzuherrschen.
Eines Nachts erschien wieder die Fee bei ihm im Schlafgemach, aus dem seine Gattin seit einiger Zeit ausgezogen war, weil sie seine ehelichen Verfehlungen nicht weiter mit ansehen konnte und wollte. Die Fee sprach: "Der Sturz vom Pferd war dir vom Schicksal auferlegt. Als Ausgleich für all das Glück, das du bis jetzt in deinem Leben erfahren durftest. Es werden schlimme Jahre für dich kommen, du wirst all deine Lebensfreude verlieren und die Deinen werden sich von dir abwenden. Auch du sollst Schmerz und Herzensleid verspüren und die Welt mit den Augen all derer, denen das Schicksal nicht so hold war wie dir, betrachten lernen. Und erst, wenn du etliche Jahre auf diesem Pfad der Trübsal einsam und demütig gewandelt bist, erst dann werde ich dich zurückverwandeln in dein ursprüngliches Leben mit Freuden und Seelenheil, und auch deine Liebsten werden zurückfinden zu dir und dir den Lebensabend versüßen.
Und wenn der Prinz inzwischen nicht gestorben ist, so wird der Wunsch der Fee womöglich in Erfüllung gegangen sein ...