Eine kleine Weihnachtsgeschichte, die ich zusammen mit meiner Tochter Marlies zusammengebastelt habe. Ich war damals Elternvereinsobmann, und Marlies durfte ihre Geschichte bei der Weihnachtsfeier vorlesen, weil sie als die beste von allen auserwählt worden war.
Es war die Zeit um Weihnachten, der Schnee bedeckte Wiesen und Felder und dick vermummt gingen die Menschen des Weges. Es war kalt und sogar der kleine Teich neben dem Bergbauernhof war zugefroren. Die Enten watschelten darüber und schienen nicht recht zu wissen, was mit ihrem Wasser passiert war. Schwer hing der Schnee auf den Wipfeln der Tannen und Fichten, und so manches Bäumchen schien diese Last kaum noch tragen zu können, so sehr neigte es sich zu Boden. Am Bergbauernhof war soeben das Licht in der Stube angedreht worden. Im Stall standen einige Kühe, Ochsen und der Stier im Dunklen, und hin und wieder hörte man das Rasseln der Ketten, an denen die Tiere angehängt waren.
Da hatten es die Menschen schöner, denn im Herd knisterte das Feuer, es roch nach Weihrauch, und die Heilige-Nacht-Kerze brannte ruhig an der Krippe beim Herrgottswinkel. Die Großmutter saß neben dem gemauerten Ofen und stopfte an einem Wollsocken. Auch der Großvater saß in der Stube und paffte an seiner Pfeife. Rauch sah man keinen daraus hervorkommen, sein liebstes Spielzeug schien wieder einmal ausgegangen zu sein. Am großen Holztisch saß die Mutter, und neben ihr der Peterle. Er weinte.
Hör doch endlich auf zu weinen!
Die Mutter wollte ihren Sohn trösten. Peterle stand auf, ging zum Fenster und blickte ins verschneite Dunkel.
Glaubst du, ist der Wastl in ein Fuchseisen eingegangen und muss jetzt sehr leiden?
Die Mutter seufzte. Ihr tat der Bub leid, musste er nun doch schon seit Tagen ohne seinen Hund auskommen.
Nein, nein!, sagte sie leise, öffnete das Ofentürl und legte zwei Buchenscheiter in die Glut. Hoffentlich würde der Vater bald mit dem Christbaum fertig sein, dachte sie sich. Dann können wir endlich anfangen und der Bub wird sich über den neuen Schlitten bestimmt freuen.
Einige Zeit später.
Peterle, hörst dus, es bimmelt.
Langsam ging Peterle hinter der Mutter ins Nebenzimmer. Ruhig brannten die Kerzen am Christbaum, auch der Vater stand neben der Mutter und natürlich waren auch die Großeltern ins Zimmer gekommen. Stille Nacht, Heilige Nacht, klang es aus den Kehlen der Erwachsenen. Aber Peterle sang nicht mit, und seine Augen leuchteten nicht wie sonst immer am Weihnachts-Abend, stumm blickte er ins Licht der Kerzen.
Peterle, schau, unter dem Baum, sagte der Vater und zeigte auf den Schlitten, den er für seinen Sohn in vielen Stunden angefertigt hatte. Regungslos stand der Bub vor dem Schlitten, den er sich so sehr vom Christkind gewünscht hatte.
Wenn doch nur der Wastl da wär.
Leise kam es über die Lippen des Buben.
Vater, glaubst du, dass er im Schnee erfroren ist?
Hm, machte der Vater, und es fiel ihm schwer, seinen Sohn zu trösten, vermutete er doch, dass der Hund wahrscheinlich irgendwo im Wald umgekommen war.
Ruhig brannte das Feuer noch immer im Ofen, als wenig später alle am Tisch in der Stube saßen. Drei Vater Unser beteten sie, und der Vater las anschließend noch die Geschichte von der Herberg-Suche in Bethlehem vor. Wie jedes Jahr gab es Bratwürste, und ein Topf voll Sauerkraut und Kartoffeln standen auf dem Tisch. Still aßen die Erwachsenen. Nur Peterle hatte noch immer keinen Bissen in seinen Mund gesteckt ...
Da war da nicht etwas an der Haustür?
Jetzt wieder ein Scharren und ganz leise auch ein Winseln. Mit einem Satz sprang Peterle auf und war an der Tür. Dann hatte er ihn bereits in seinen Armen, und er drückte seinen Wastl fest an sich.
Das Christkind selbst hatte Peterle das wohl allerschönste Weihnachtsgeschenk gemacht ...